31.01.2018 Aufrufe

MARIEN pdf

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Der Stadtbrand 1827 – eine Kirche zieht um<br />

Stadtbrand 1827<br />

Jetzt sollte in „optima forma“ das Wahlrecht, welches die Gemeinde besaß und von vielen<br />

Gemeindemitgliedern wohl mit Unrecht ein „Theures Pfand“ genannt wurde, endlich<br />

Früchte tragen. Doch über ein Jahr sollte es dauern, ehe die Gemeinde einen Seelsorger<br />

wiederbekam. Bis dahin mussten die Gläubigen an den Sonn- und Feiertagen oftmals<br />

nach Beyenburg zur Kirche gehen, denn nur selten war während dieser Zeit hier in<br />

Schwelm Gottesdienst. Der Beyenburger Pfarrer Terlinnen führte einstweilen die<br />

Schwelmer Pfarrakte. 1823 hatte man in Vikar Franz Ekel von Lütgendortmund einen<br />

guten und tüchtigen Seelsorger gefunden und ihn canonisch (canonicus civis > Weltgeistlicher)<br />

eingesetzt. Feierlich wurde er abgeholt und ihm in Schwelm ein begeisterter<br />

Empfang bereitet. Alle waren guter Dinge, dass in der Zukunft alles wieder seinen geordneten<br />

Lauf haben möge. Pfarrer Franz Ekel war somit der 29. Pfarrer der Gemeinde.<br />

Nach einer so langen Pfarrervakanz fand er vieles in Unordnung. Doch er ging mit großem<br />

Elan und Begeisterung an seine Arbeit. Zusammen mit den Gemeindemitgliedern<br />

freute er sich besonders über den stetigen Zuwachs der Katholiken in Schwelm.<br />

Aber die Freude, wer hätte es ahnen können, dauerte nur ein paar Jahre, denn am Morgen<br />

des 22. September des Jahres 1827 brach in Schwelm einer der schlimmsten<br />

Stadtbrände aus, die diese Stadt je erlebt hatte.<br />

Pfarrer Ekel berichtet:<br />

„Wir schreiben die 11. Stunde am Morgens des 22. September des Jahres 1827,als<br />

plötzlich die Glocke vom lutherischen Turme schreckenvoll die Bürger rief, zu löschen<br />

den Brand, der im Hause des Schreiners Schulte entstanden und sogleich das Brennhaus<br />

des Herrn Carl Braselmann in der Schönnenbeck entzündet hatte. Soeben hatte<br />

ich eine Taufe verrichtet, und auf das Gewirbel der Trommel eilte auch ich zu helfen zum<br />

Markt und siehe: auf einmal hatte das Feuer sich nach dem Hause des Hieronymus gewendet,<br />

welches sogleich in hellen Flammen stand. Die Gefahr mehrte sich für die ganze<br />

Stadt mit jedem Augenblicke, und der Wind wehte heftig. Nach Hause eilend drang<br />

es einem durch die Seele das Angstgeschrei der Kinder und der Erwachsenen. Schon<br />

lief jeder nach seinem Habe und es schien die ganze Stadt ein Raub der Flammen zu<br />

werden. Im Pfarrhaus lag ein Sterbender. Herr Friedrich Rhode, den zu retten mich hl.<br />

Pflicht rief, sodann das Hochwürdigste. Ach, wer mag das Gefühl empfinden, das sich in<br />

einem regte, zu sehen, dass jeder seine Habe trug und der Priester seinen Gott und<br />

Herrn. Nichtkatholiken wurden mit Ehrfurcht erfüllet. Es musste das Hochwürdigste in<br />

den Kelchtermannschen Häuschen, außerhalb der Stadt, in der sogenannten Kuhle gelegen,<br />

aufbewahrt werden. Um 12 Uhr stand die Kirche in Flammen, und hätten die Katholiken<br />

aus dem Kirchspiel nicht gerettet, so wären in der Kirche und Pastorat alles verbrannt.<br />

Bald lag Kirche, Schul – und Pfarrhaus in Asche und das Feuer war des anderen<br />

Morgens noch so stark, dass man kaum in die Stadt zu kommen vermochte.<br />

So lag denn nun das ehrwürdige Gotteshaus, welches im Jahre 1722 auch ein Raub der<br />

Flammen geworden war, aber sich wie eine Phönix aus der Asche erhoben hatte, wiederum<br />

in Trümmern. Die neuen Glocken, wovon vorab die Rede gewesen war , waren<br />

zum Glück zum einstweiligen Gebrauch noch neben der Kirche angebracht, sonst er-<br />

106

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!