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MARIEN pdf

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Die Situation in Schwelm 1648 - 1670<br />

Für die Katholiken im gesamten Schwelmer Kirchspiel war der endgültige Verlust der Kirche<br />

eine Katastrophe, denn sie hatten damit nicht nur ein Gotteshaus verloren, sondern auch ein<br />

Gebäude, welches Schwelm zu einem besonderen Zentrum im gesamten Kirchspiel machte.<br />

Da waren nicht nur die Gottesdienste und die Begräbnisse, die dem Nahrungs- und<br />

Genussmittelgewerbe Schwelms besonderen Auftrieb gaben, sondern, wie wir aus einschlägigen<br />

alten Dokumenten des 17. und 18. Jahrhunderts ersehen, hatten sich rund um<br />

die Kirche die Bierbrauer, die Branntweinbrenner, die Bäcker und Metzger, sowie die Krämerläden<br />

als die wichtigsten Nahrungszweige der Stadt angesiedelt.<br />

Die Kirche war auch der einzige größere Versammlungsort der damaligen Zeit, der unabhängig<br />

vom Wetter benutzt werden konnte. Hier fanden Bürgerversammlungen statt,<br />

hier waren die Ratswahlen (bis 1713) und große Festveranstaltungen. Zusätzlich diente<br />

diese Kirche für große Konzerte, da es hier die einzige Orgel gab. Hinter den dicken<br />

Kirchenmauern wurden die wichtigen städtischen Urkunden und Akten aufbewahrt, bevor<br />

Schwelm 1718 ein Rathaus erhielt. Der Turm diente den Schwelmern als Uhren-, Glocken-<br />

und Wehrturm.<br />

Die Schwelmer Kirche, ab 1631 endgültig evangelisch,<br />

gezeichnet von Friedrich Christoph Müller 1774<br />

Die Kirchenuhr am Turme war die<br />

einzige öffentliche Uhr in Schwelm.<br />

Als sie 1730 „gantz unrichtig ging",<br />

erhielt Peter Wüsthoff, ein erfahrener<br />

Uhrmacher im Kirchspiel Wermelskirchen,<br />

den Auftrag, sie instand<br />

zu setzen. Im Jahr 1692, als es<br />

im Bergischen noch keine Uhrmacher<br />

gab, musste sich der<br />

Kirchmeister der lutherischen Gemeinde<br />

Schwelm in Köln nach einem<br />

guten Handwerker erkundigen, „alß<br />

woselbst so viel Kirchen und Uhrwerck<br />

sindt, die beste Meister wohnen"<br />

Am 10.11.1656 gestand der schwedische König Karl X. im Vertrag zu Labiau dem Großen<br />

Kurfürsten Friedrich Wilhelm die Souveränität über das Herzogtum Preußen zu.<br />

Durch geschickte Bündnispolitik gelang es diesen Status Preußens als souveränes Herzogtum<br />

zu stabilisieren. Im Kloster Oliva bei Danzig erkannten am 3.Mai 1660 Österreich,<br />

Polen und Schweden die Souveränität Preußens als brandenburgischen Besitz<br />

an. Da es in der Folgezeit zu immer häufiger werdenden Streitereien zwischen den Religionen,<br />

speziell zwischen Calvinisten, Lutheranern, Juden und Katholiken kam, erließ<br />

Friedrich Wilhelm am 16. September 1664 ein erstes und 1668 ein weiteres Toleranzedikt,<br />

das u.a. Schmähreden von der Kanzel untersagte.<br />

„Die Religionen müssen alle toleriert werden und muss der Fiskal nur das Auge darauf<br />

haben, dass keine der anderen Abbruch tue, da hier muss ein jeder nach seiner Fasson<br />

selig werden", so Friedrich der Große (1740 – 1786). Doch unter der nun festgeschriebenen<br />

Glaubensfreiheit war aber bestenfalls der Begriff Toleranz, nämlich Duldung, zu<br />

verstehen. Während z. B. die Calvinisten auf Ausgleich bedacht waren, Gemeinsamkei-<br />

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