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MARIEN pdf

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gen Löhnen und langen Arbeitstagen würde er uns erzählen. Er würde uns auch von<br />

den Anfängen des Jahrhunderts berichten. Damals, als durch die französische Revolution<br />

und die Kriege Napoleons ganz Europa neu geordnet wurde, wurden nach Erzwingen<br />

der Säkularisation (1803), noch die Trennung von Kirche und Staat und die Aufhebung<br />

des Kirchenstaates (1809) durchgesetzt.<br />

Nach den Befreiungskriegen (1813-1815) steckten auf dem Wiener Kongress die neuen<br />

Großmächte ihre „Claims“ neu ab. Die deutschen Länder versuchten sich in Gemeinsamkeit<br />

(Zollverein, Deutscher Bund) und in Demokratie (Burschenschaft, Paulskirche).<br />

Auch die katholische Kirche bemühte sich um neue Stabilität: 1848 erhielt der Kirchenstaat<br />

eine neue Verfassung, und der Papst kehrte von seiner Flucht in das Königreich<br />

Neapel zurück. Der äußeren Machtgrundlagen beraubt, suchte die katholische Kirche<br />

"innen" Halt und Sicherheit, einmal in der Betonung des Papsttums und des Zentrums<br />

Roms. Zum anderen aber auch in einer pastoralen, religiösen Erneuerung vor allem<br />

auch in Deutschland. Das zeigte sich nicht zuletzt auch in ihrer Sensibilität für die soziale<br />

Frage u.a. im Aufbau eines katholischen Vereinswesens, Aufbau des Laienkatholizismus,<br />

Einführung von Katholikentagen, der für soziale Gerechtigkeit kämpfende Bischof<br />

Ketteler, der Arbeiterpfarrer Franz Hitze und der "Gesellenvater" Adolph Kolping.<br />

Nüchtern würde der damalige<br />

Zeitgenosse feststellen, dass das<br />

Reich noch keine politische und<br />

nationale Einheit war, obwohl es<br />

seit 1871 einen deutschen Nationalstaat,<br />

das Deutsche Reich,<br />

gab. Er würde uns über die Führungsmacht<br />

Preußens erzählen<br />

und dass die Österreicher seit<br />

1866 nicht mehr dazugehörten.<br />

Prägnant wären in dieser Zeit<br />

auch wohl folgende Worte gewesen,<br />

hinter denen Fakten, Träume<br />

und Wünsche, sowie Reichtum<br />

und Elend standen: Nationalstaat,<br />

Verfassung, Maschine, Religion<br />

und die soziale Frage.<br />

Mit Stolz würde er uns berichten,<br />

dass die Menschen im Gegensatz<br />

zur alten Verfassung, die nur das<br />

Zusammenleben der Gesellschaft<br />

garantierten, in vielen Verfassungskämpfen<br />

und Revolutionen<br />

die neuen, demokratischen<br />

und unverletzlichen Grundrechte<br />

jedes Einzelnen erkämpft hatten<br />

und nun voller Zuversicht waren.<br />

Schwelm Altmarkt, Jahrhundertwende, mit Marien Kirche<br />

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