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MARIEN pdf

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che Informationen - aber nichts vom Kofferauspacken und dem Üblichen sich Umschauen<br />

- sondern sofort zur Kirche, denn dort warteten Reihen von Osterbeichtlingen. Es hatte<br />

sich herum gesprochen: der "Neue" kommt heute, der kennt noch niemanden, den<br />

probieren wir gleich einmal aus.<br />

So wurde schon der erste Samstagnachmittag für mich als Lehrling zu einer gründlichen<br />

Schule der Begegnung mit den gläubigen Katholiken in der Diaspora von 1934. Persönliche<br />

Gewissenhaftigkeit lebte noch. Nach fünf und ein halb Stunden ununterbrochenen<br />

Zuhörens und der Gespräche lebte auch der Kooperator noch und erfuhr im Kreis der<br />

Confratres Alfons Genau und Wilhelm Dorstmann - außer Pfarrer Müller - die gewartet<br />

hatten, dass man „so was" nicht mache, denn eine Pause zum Abendessen müsse<br />

sein. Aber sie gaben zu, dass ich ihnen einen ganz schönen Berg weggetragen hatte.<br />

Ein Glas Dortmunder Pils, das erste im Leben, wurde dann sogar zur Erfrischung und<br />

Stärkung.<br />

So begann es, und es folgten Tag um Tag neue Kontakte, Erfahrungen und Erlebnisse<br />

in solcher Fülle, dass demgegenüber Kampf und Schwierigkeiten mit Partei und Spitzeln<br />

‐ es ging um Freiheit der Jugend zu einem Leben, das ein christliches Zeugnis in der<br />

Öffentlichkeit sein wollte ‐ verblassten vor dem Bewusstsein: "uns kriegt ihr nicht unter".<br />

Sonntagsgottesdienste in vollen Kirchen, Begegnungen mit Menschen jeden Alters und<br />

Standes in Gruppen und Familien, auf der Straße, in der Schule und auf dem Sportplatz<br />

schenkten mir soviel Freude an lebendiger Gemeinschaft der Kirche und am priesterlichen<br />

Dienst für die Menschen, dass ‐ als nach 6 Monaten der Abschied kam, zwar immer<br />

noch zwei Koffer und dazu ein billiges Fahrrad den Hausrat bildeten, aber ein Herz<br />

voll unvergesslicher Erfahrungen und Erlebnissen etwas wehmütig diese erste Liebe<br />

verließ, als der Zug nach Herne viele winkende Hände am Bahnsteig sich heben sah.<br />

Vor dem Gewinn, den ich mitnehmen durfte, schrumpfte so manche Sorge und politische<br />

Drohung zusammen. Beschenkt vom Glauben, dem Eifer und der Tapferkeit, sich<br />

für Christus einzusetzen ‐ wie ich sie bei jungen und älteren Menschen erlebt hatte,<br />

spürte es der junge Seelsorger: mehr konnte ein Priesterleben wohl kaum an Freude<br />

und Erfüllung erfahren. Eine solche erste Liebe kann man nicht nur nicht vergessen,<br />

sondern schreibt ihr Licht und Feuer tief in die Seele ein.<br />

Ich weiß nach 48 Jahren nicht mehr, wer von uns mehr der Beschenkte war. Waren es<br />

die, denen ein Priester zu dienen berufen und gesandt ist, oder man selbst, dem solche<br />

Begegnung mit der lebendigen Gemeinde zuteil wird?<br />

Doch ich weiß, was es mir bedeutet hat, sich dieser Kirche ohne Vorbehalt zur Verfügung<br />

zu stellen - aus dem lebendigen Wirken des Geistes heraus, der weht, wo er will ‐<br />

aber auf den zu horchen wir Christen gefordert sind, mit wachsendem Mut und froher<br />

Bereitschaft, .<br />

Wem solche Freude geschenkt wurde, der hatte auch Kraftreserven in den folgenden<br />

dunklen und schweren Jahren von Krieg und Gefangenschaft. Die dankbare Erinnerung<br />

an viele Menschen, die damals in Schwelm Weggefährten waren, ist nicht erloschen.<br />

Die meisten sind nicht mehr bei Eurem Jubiläum sichtbar, aber ihr Bild sollte als Vermächtnis<br />

lebendig bleiben…“<br />

Der Priester Christoph Allroggen sollte Jahrzehnte danach noch einmal in Erscheinung<br />

treten und zwar, - aber lesen sie doch selber die wahre Geschichte:<br />

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