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MARIEN pdf

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damaligen katholische Lehrer Lindemann. Seine Vermögensverhältnisse wurden wegen<br />

der armseligen Bezahlung immer misslicher. So ging er zum Protestantismus über. In<br />

der letzten Schulstunde soll er die Hände über dem Kopf zusammengefaltet und zu den<br />

Kindern gesagt haben: „Kinder, bewahrt Euch vor allem euren Taufbund!“ In Ermangelung<br />

eines Lehrers hielt Pfarrer Kemna fast ein halbes Jahr selbst den Schulunterricht<br />

ab. Der Lehrer Callenberg aus Castrop, der durch Vermittlung des Pfarrers hierher kam,<br />

löste den Pfarrer ab.<br />

Im Jahre 1833 verließ er dann noch während des Baues der Kirche die hiesige Gemeinde<br />

und trat am 29. März eine neue Pfarrstelle in Neheim an, wo er nach einigen Jahren<br />

resignierte, resp. resignieren musste, was auch immer ihn dazu veranlasste. Er wanderte<br />

später nach Australien aus.<br />

Dann war es endlich soweit. Die neue Kirche konnte am 7. August 1834 eingeweiht werden.<br />

Ein weiteres, gut erhaltenes Dokument beschreibt das Geschehen dieses Tages:<br />

„Im Jahre Christi 1834, am 7. August wurde mit Genehmigung des hochwürdigsten Bischofs<br />

Friedrich Clemens von Ledebur zu Paderborn die neu erbaute Kirche von dem<br />

bischöflichen Kommissar Herrn Landdechant und Ehrendomherr Ziliken zu Wattenscheit<br />

feierlich eingeweiht. An dieser Feier nahm die ganze Stadt Anteil, und sehr viele Geistliche<br />

aus der Nähe und aus der Ferne verherrlichten durch ihre Gegenwart das Fest.<br />

Nach gehaltener Rede in der lutherischen Kirche, gesprochen von Herrn Pfarrer Ekel<br />

aus Bochum, zog man processionaliter zur neuen Kirche, die unter Freudentränen der<br />

Katholiken jetzt eingeweiht und zur Wohnung des Allerheiligsten bestimmt wurde. Während<br />

des ersten hl. Opfers, zelebriert vom Herrn Provinzial Bierdrager aus dem Kloster<br />

zu Hardenberg und während der Festrede des Herrn Landdechanten Ziliken soll kein<br />

Auge tränenleer geblieben sein.<br />

Bis hierhin hat der Herr geholfen! (1.B.d.Könige VLL.12) , so rufe ich, Schreiber, dieses<br />

aus mit Samuel, und setzte hier Ebenezer, den Stein der Hülfe. Denn es liegt eine ergreifende<br />

Ähnlichkeit zwischen dem Zustande, in welchem Samuel das angeführte Wort<br />

gesprochen, und zwischen dem, in welchem ich es im Namen der Gemeinde jetzt nachspreche.“<br />

Als 31. Pfarrer trat dann Ferdinand Stöver 1834 aus Eslohe und Vikar daselbst die<br />

Nachfolge von Pfarrer Kemna an. Er war anfangs nur Verwalter der hiesigen Pfarrstelle<br />

und viele Gläubigen bekamen mit ihm Streit. So wurde er bei der anstehenden Pfarrerwahl<br />

auch nur mit knapper Mehrheit gewählt.<br />

Seine Gegner machten ihm viel zu schaffen. Einmal in der Missgunst wurde „sein rühmliches<br />

Wirken“ von einigen Gemeindemitgliedern verkannt. Was für ein „Pfarrerdasein“,<br />

wenn man ihm unverschuldet - und wo man nur konnte - alles Übel zur Last legte. Zum<br />

Schluss verdächtigten ihn seine Gegner sogar noch für seinen wahren Eifer für alles Gute<br />

und seinen in jeder Richtung unantastbaren Lebenswandel. Doch keiner konnte ihm<br />

etwas anhaben. Die Freude aber, die Pfarrkinder wieder ins eigene Gotteshaus zu führen<br />

und dort zu versammeln, konnte ihm keiner nehmen. 1839 verließ Pastor Stöver<br />

nach sechsjähriger Tätigkeit ziemlich verärgert „wegen vieler Intrigen gegen ihn“ die Gemeinde,<br />

so war es jedenfalls den harten Worten seiner Abschiedspredigt zu entnehmen.<br />

Auch schon einer seiner Vorgänger soll beim Abschied gesagt haben:<br />

"Die Gemeinde besteht aus lauter zusammengetrommeltem Jahnhagelpack!“<br />

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