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MARIEN pdf

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„Auch wir können an großen Ereignissen nicht ohne weiteres vorübergehen. Das diese<br />

Wahl ein Ereignis war, steht wohl außer Zweifel. Nicht nur die Art und Weise dieses<br />

Wahlkampfes der am 30.Januar dieses Jahres neu gebildeten Reichsregierung (NSDAP<br />

und Kampfront Schwarz-Weiß-Rot), die mit allen Mitteln des Staates (Presseverbot für<br />

Zeitungen anderer Parteien, Benutzung des Radios im Wahlkampfe nur für die Nazis<br />

und die Kampffront Schwarz-Weiß-Rot) für sich Stimmen zu gewinnen suchte, sondern<br />

auch die Tatsache, dass mehr als die Hälfte aller deutschen Volksgenossen eine Regierung<br />

auf mindestens 4 Jahre gewählt hat, stehen seit 1918 einzigartig da. Hiermit müssen<br />

wir uns abfinden. Das heißt, vorausgesetzt, dass sich die beiden Regierungsparteien<br />

Nazis und Kampffront in all ihrem Handeln einig werden können. Vorerst können wir<br />

nichts tun, als abwarten. Die für uns erfreuliche Tatsache aber ist nicht nur die, dass die<br />

Zentrum- sowohl als auch die Bayrische Volkspartei nicht wegzudenken sind und sich<br />

nicht zersplittern lassen, sondern dass die Katholiken, wenn man sie bekämpft, ihren<br />

Mann stellen und einig sind. In nicht all zu ferner Zukunft werden sich gewiss viele Dinge<br />

neu gestalten. Sorgen wir aber dafür, dass sie nicht ohne Gott geschehen. Machen wir<br />

darum jeden Kampf gegen Gott und die Gebote unserer katholischen Kirche zu unserem<br />

eigenen, mögen diese Kämpfe kommen von links und rechts.“<br />

Wie sehr die Sorgen berechtigt waren sollte sich schon sehr bald zeigen.<br />

Die Vorkriegsjahre bis September 1939<br />

Nun aber wieder zum chronologischen Ablauf.<br />

Auch das Jahr 1933 stand immer noch im Zeichen der großen Arbeitslosigkeit. Dieses<br />

wirkte sich natürlich nicht nur negativ auf die Kollekten aus, sondern auch auf die Spenden<br />

und Zuwendungen, welche arg zurückgegangen waren. Gottlob, so meinte Pfarrer<br />

Müller in einer am Anfang des Jahres zusammengerufenen Kirchenvorstandssitzung,<br />

dass man noch allen Verpflichtungen nachgehen könne. In einer Statistik zeigte er den<br />

Anwesenden, eine Aufstellung der Steuerpflichtigen, die von 2300 auf ungefähr 800 gefallen<br />

seien.<br />

Waren die Fronleichnamsprozessionen immer schon machtvoll gestaltetete Kundgebungen<br />

unseres Glaubens gewesen, so übertraf die diesjährige alle vorherigen Prozessionen.<br />

Man hatte das Gefühl, alle Schwelmer Katholiken wollten zeigen, dass sie trotz<br />

misslichster Lage treu zu ihrem Glauben stehen. Leider wurde bei derselben Herr Dechant<br />

Bellinghausen aus Beyenburg sehr vermisst, der 3 Tage vorher durch einen plötzlichen<br />

Tod im Herrn entschlafen war. 24 Jahre hatte Dechant Bellinghausen die Freude,<br />

an der Schwelmer Fronleichnamsprozession teilzunehmen.<br />

Dann brachte der 30. Januar des Jahres 1933 in politischer Beziehung die nationale<br />

Revolution: Adolf Hitler, der Führer der Nationalsozialisten, wurde der Kanzler des Deutschen<br />

Reiches. Die deutschen Bischöfe riefen bald zur Mitarbeit am neuen Deutschland<br />

auf, und im Juli erfolgte der Abschluss eines Konkordates zwischen dem hl. Stuhl und<br />

dem Deutschen Reich. Die Umstellung in die neuen Verhältnisse war Gleichschaltung<br />

(„Terminicus technicus“) und brachte viele seelsorgliche Schwierigkeiten. In der Chronik<br />

steht zwar geschrieben, dass unsere Gemeinde „Gott sei Dank von allem Unangenehmen<br />

verschont“ blieb, doch die Beschlagnahme des Vermögens und der Akten der katholischen<br />

Vereine am 1. Juli 1933 sprach eine andere Sprache und rief arge Niedergeschlagenheit<br />

hervor. Diese Maßnahmen wurden zwar einige Tage später wieder rück-<br />

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