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MARIEN pdf

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schwerer Angriff auf Schwelm, ersterer hauptsächlich mit Sprengbomben auf den östlichen<br />

Stadtteil in der Nähe des Friedrichbades ( am Brunnen ), letzterer fast nur mit<br />

Brandbomben auf die 3 Kirchen im Mittelpunkt der Stadt mit den dazwischen liegenden<br />

Gebäuden. Der 1. Angriff erfolgte in 2 Wellen mit 20 bzw. 50 Maschinen, der 2. Angriff<br />

wurde durch 50 Flugzeuge durchgeführt.<br />

Der 1. Angriff wurde anscheinend mit Teppichwurf ausgeführt, während der Bombenwurf<br />

beim 2. im Keller sich wie ein furchtbarer Hagelsturm anhörte, der in wenigen Augenblicken<br />

über ein Gebiet von ca. 100 x 200 m dahin brauste. Als wir die Krypta (Bunker) der<br />

Kirche verließen, stellten wir fest, dass der Erdboden um die Kirche und um die Wohnhäuser<br />

herum mit Stabbrandbomben dicht gespickt und die Luft wie von einer Staubwolke<br />

erfüllt war.<br />

Unser erstes war es, nachzuschauen, ob aus dem Kirchendach oder den Häusern Flammen<br />

zu sehen wären. Da dies nicht der Fall war, sahen wir in den Wohnungen nach und<br />

entdeckten bald eine ganze Anzahl von Feuerherden in der 1. Etage, im Dachgeschoss<br />

und sogar in Parterreräumen, in denen die Stabbomben von oben durchgeschlagen waren.<br />

Durch beherztes Zupacken und Mithilfe auch mancher Gläubiger, die beim 1. Bombenwurf<br />

noch an den Beichtstühlen waren, gelang es uns bald die Feuerstellen in unseren<br />

Wohnungen zu löschen. Inzwischen hatten einige auch schon in der Kirche nachgesehen.<br />

Sie bemerkten am Eingang der Kirche Brandgeruch, die Orgelempore war in<br />

dichte Rauchwolken gehüllt, die das Vordringen zu eventuellen sich dort befindenden<br />

Feuerstellen unmöglich machten. Durch das Kirchengewölbe war eine große Anzahl<br />

Brandbomben in das Innere der Kirche, besonders auch auf die Orgelempore, durchgeschlagen.<br />

Inzwischen hatte sich das Feuer in der neben der Kirche gelegenen früheren kath. Schule<br />

schon mächtig entwickelt und loderte hell hervor. Am Dach der Kirche zeigte sich bis<br />

dahin immer noch kein Feuerzeichen, da aber der Nordwind sich immer stärker erhob,<br />

war aufs höchste zu befürchten, dass die Kirche von der an der Nordseite gelegenen<br />

mächtig brennenden Schule bald auch noch von außen Feuer fangen würde.<br />

Zum größten Unglück funktionierte die Feuerwehrspritze, die bei dem an der Gasanstalt<br />

befindlichen Löschteich angesetzt war, lange Zeit wegen eines Defektes noch nicht. Zudem<br />

war mein eifrigstes Bemühen, die Feuerwehr zur Rettung der Kirche zu bewegen,<br />

fruchtlos und mit der Bemerkung abgetan, dass man erst Wohnungen retten müsste.<br />

Da die ganze Bahnhofstraße (fast alles bergische Schieferfachhäuser) allmählich überall<br />

in Flammen stand, so hatte auch unser altes Pfarrhaus, dass zum Teil noch Strohdocken<br />

trug, inzwischen gewaltig Feuer gefangen. Damit entstand sogleich eine neue große<br />

Gefahr für das Kirchengebäude von Südosten her.<br />

Nun zeigten sich auch bald Rauch und Feuer an den verschiedensten Stellen des Dachstuhles.<br />

Wir waren vorher schon aufs Eifrigste bemüht, alles was nur eben zu transportieren<br />

war aus der Kirche zu retten. Mit Unterstützung vieler eifriger Männer und Mädchen<br />

haben wir 3 Geistlichen dann alle Paramente und Gefäße, alle Kirchenbänke und<br />

bewegliche Gegenstände in Sicherheit gebracht. Ein Durchbrennen der Decke der Sakristei<br />

versuchten wir noch durch eifriges Löschen zu verhindern – vergebens. Gerade<br />

rechtzeitig konnten wir noch das Chorgestühl löschen und so eine noch größere Beschädigung<br />

oder sogar die Vernichtung des neuen Marmoraltares vollständig verhindern.<br />

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