31.01.2018 Aufrufe

MARIEN pdf

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

174<br />

Den Plan, an die Kirche in Verlängerung<br />

nach Westen hin ein neues Pastorat zu<br />

errichten, hatte man auch in den Kriegsjahren<br />

nicht fallen lassen. Doch dann<br />

überschlugen sich die Ereignisse. Anfang<br />

des Jahres 1923 besetzten französisch<br />

- belgische Truppen das Ruhrgebiet<br />

(Ruhrkampf), weil die deutsche Regierung<br />

die enormen Kriegslasten nicht<br />

mehr aufbringen konnte.<br />

Die Folge der Besetzung war das Ausbleiben<br />

von Lieferungen lebenswichtigerer<br />

Güter. Die Produktion der Industrie<br />

wurde zurückgeworfen, die Arbeitslosenrate<br />

stieg in zweistellige Bereiche. Wie<br />

Rot eingezeichnet: Der Königsplatz<br />

vielerorts waren auch in Schwelm die<br />

Schaufenster der Läden fast leer geräumt. Im Herbst 1923 weigerten sich viele Bauern<br />

ihre Waren gegen Mark herzugeben, sondern nahmen nur noch fremde Währungen<br />

oder Sachwerte an. Der Tausch von Naturalien stand bald an der Tagesordnung, da keiner<br />

mehr die wertlosen Papierscheine annehmen wollte. Die Inflation erreichte ihren Höhepunkt<br />

und wurde am 14. 11. 1923 durch die Einführung der Renten- und Reichsmark<br />

gestoppt<br />

Und wie war die Situation in unserer Gemeinde? Hier plagten „größte Sorgen“ zusätzlicher<br />

Art die Verantwortlichen, u. a. die Finanz- und Versorgungslage des Marienhospitals,<br />

das finanzielle Ende des Kolpinghauses, die allgemeine Notlage vieler Gemeindemitglieder<br />

und die Arbeitslosigkeit. Diese Fakten stellten für Pfarrer und Kirchenvorstand<br />

fast kaum zu meisternde Hürden dar. So waren für den 35. Pfarrer der Gemeinde, Pfarrer<br />

Carl Müller (1922 – 1938), die ersten Jahre in Schwelm nicht leicht.<br />

Als sogenannte Sofortmaßnahme übernahm dann die Gemeinde „bis zur besseren finanziellen<br />

Lage“ das Kolpinghaus. In dieser Situation zeigten die Kolpingsöhne ihre<br />

wahre Stärke. Die Kolpingchronik berichtet:<br />

„ …langsam und stetig brachten unermüdliche Mitglieder das Vereinsschiff wieder in<br />

ruhigere Wasser. Präses Alfred Rathmann hatte 1920 - 1922 die geistliche Leitung des<br />

Gesellenvereins übernommen und mit neuer Initiative die Arbeit begonnen. Seine Appelle<br />

an die Opferbereitschaft der Mitglieder fruchteten. Er holte den Verein aus dem finanziellen<br />

Tief wieder heraus, und dank der besonderen finanziellen Hilfen der Kolpingssöhne<br />

Stefan und Johannes Koberg, sowie Ewald vom Brocke, bekam der neuerstarkte Verein<br />

das Gesellenhaus zurück.“<br />

Fachabteilungen, Handwerksausstellung und Festzug des Gesellenvereins<br />

In der folgenden Zeit besann sich dann der Gesellenverein auf „seine Stärken". In den<br />

Jahren 1923/1924 wurden mit Hilfe aus der Pfarrei die sogenannten Fachabteilungen<br />

ins Leben gerufen. Sie sollten vor allem den arbeitslosen Jugendlichen Wissen<br />

und handwerkliche Fähigkeiten vermitteln. Graveurmeister Paul Stumpe und der spätere<br />

Architekt Friedrich Sachs seien hier nur stellvertretend genannt. Dank ihres Engagements<br />

wurden die Fachabteilungen schnell über die Grenzen Schwelms hinaus bekannt.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!