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MARIEN pdf

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Wolkenfeldes berührend. Von ihm gehen über den ihn umschließenden Goldgrund<br />

Strahlen aus, die durch dunkelfarbige, rautenähnliche Muster hindurchführen und bis an<br />

den Bildrand reichen. Sein Kopf ist von einer Mandorla umgeben, die reich verziert und<br />

mit der Andeutung eines Kreuzes versehen ist.<br />

Beeindruckend unter der hohen Stirn ist der ernste, nachdenkliche Blick. Die Arme sind<br />

zur Seite ausgebreitet, die Handflächen, auf denen die Wundmale der Kreuzigung zu<br />

sehen sind, nach vorn gerichtet. Beide Füße, mit dem rechten Bein als Standbein, sind<br />

unbeschuht und nur teilweise sichtbar. Das Untergewand ist altrosa und mit einem sorgfältig<br />

gearbeiteten Faltenwurf versehen. Von den Schultern geht eine weiße, übereinander<br />

gekreuzte und mit drei Kreuzchen geschmückte Stola aus. Darüber findet sich eine<br />

Art Umhang, dessen Außenseite in einem dunklen Blau und dessen nur zu einem Teil<br />

hervortretende Innenseite olivgrün gehalten ist. Eine goldfarbige Gürtelkordel schürzt<br />

diesen Überwurf.<br />

Das Gemälde ist, wie auch die anderen Arbeiten Degers, der Schule der Nazarener zuzuordnen.<br />

Diese Künstlergruppe, die im Jahr 1809 in Wien unter dem Namen Lukasbund<br />

gegründet wurde, bemühte sich im Rückgriff auf die so genannte altdeutsche<br />

Kunst und in ähnlicher Weise wie die Präraffaeliten um eine Erneuerung der religiösen<br />

Malerei. Es ging ihr dabei um die Verbindung von Kunst und Ethik, und stand somit im<br />

Gegensatz zu den damals vorherrschenden, gefühlsarmen klassizistischen Kunstbestrebungen.<br />

Es war das Anliegen der Nazarener, mit ihrem Schaffen das auszudrücken, was<br />

sie selbst empfanden, glaubten und auch lebten. Dabei standen sie mit ihren dekorativ<br />

ausgestalteten und emotional geprägten Bildern stets in der Gefahr, ins Süßliche und<br />

Sentimentale abzugleiten.<br />

Vor diesem Hintergrund betrachtet, ist das „Salvator mundi" Bild zunächst ein realistisch<br />

dargestellter Mensch mit der richtigen Anatomie und natürlichen Proportionen. Andererseits<br />

wird aber bereits beim ersten Blick deutlich, dass dieser Mensch zwar individuell<br />

erfasst, doch gleichwohl „erhöht" gesehen ist. Er erscheint erhaben und unberührt von<br />

allen Bedrängnissen dieser Welt. Er ist außerhalb der Realität und oberhalb der Wolken<br />

angesiedelt.<br />

Jedoch tritt er dem Betrachter nicht als der nur Abgehobene und auf sich selbst bezogene<br />

Entrückte gegenüber. Er stellt sich mit seinen ausgebreiteteten Armen dar als der<br />

Einladende, der den Unglücklichen und Notleidenden in seine schützende Obhut nehmen<br />

will. Dieser soll und kann nun seiner Einladung folgen und sich ihm getrost anvertrauen,<br />

denn er kommt zu seinem Heiland und Erlöser, dessen Antlitz ihm gütig entgegen<br />

leuchtet.<br />

Die Geschichte des Bildes<br />

Sie beginnt im Grunde bereits im Jahr 1827, und zwar an jenem unseligen 22. September,<br />

als beim Schwelmer Stadtbrand die katholische Kirche mit Pfarrhaus, zwei Schulen<br />

und 41 Häuser ein Raub der Flammen wurden. In der am 5. 8.1834 eingeweihten neuen<br />

Kirche musste man sich wegen der schon auf der Gemeinde lastenden Baukosten in<br />

Höhe von 14500 Talern mit einem recht einfachen Ersatzaltar begnügen. So sahen Pfarrer<br />

Padberg (1840-1860) und der Kirchenvorstand erst gegen Ende der fünfziger Jahre<br />

den Zeitpunkt gekommen, den Gläubigen eine Pfennigsammlung für die Beschaffung<br />

eines neuen Hochaltars zumuten zu können. Angesichts der hohen Kosten war es je-<br />

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