31.01.2018 Aufrufe

MARIEN pdf

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Zum Teil lag unsere Stadt im Kreuzfeuer, da das amerikanische Feuer von deutschen<br />

Panzern oder Artillerie von der nördlichen Höhe zwischen Linderhausen und Haßlinghausen<br />

beantwortet wurde. Der Beschuss vom Süden legte in die Ruine unseres alten<br />

Pfarrhauses eine tiefe Bresche, so dass die Giebelwand an der Bahnhofstraße isoliert<br />

dastand und nach einigen Tagen von der Feuerwehr aus Sicherheitsgründen umgestürzt<br />

werden musste. Die zwischen altem Pfarrhaus (durch die Bresche) und Kirchturm auf<br />

dem Pflaster des Kirchplatzes einschlagenden Granaten entwickelten eine derartige<br />

Splitterwirkung, dass das neue Pfarrhaus erhebliche Beschädigungen an Wänden,<br />

Fenstern, und Dachstuhl erlitt.<br />

Am Vormittag des 14. April zwischen 9 und 10.00 Uhr erfolgte der Einmarsch der Amerikaner,<br />

nachdem es in verschiedenen Straßen, u. a. Bahnhof- und Hattingerstraße noch<br />

Straßenkämpfe gegeben hatte. Am Samstagnachmittag setzte sich der Kampf im Norden<br />

von Schwelm fort. Von den südlichen Höhen schoss amerikanische Artillerie auf<br />

deutsche Widerstandsstellungen im Gebiet von Haßlinghausen. Wir kamen uns vor wie<br />

Bewohner zwischen 2 Fronten. Ab Samstag, den 15. April richtete sich der feindliche<br />

Angriff mit starker Linksschwenkung auf Wuppertal. An der Metzerstraße wurde ein weit<br />

tragendes schweres Geschütz in Stellung gebracht. Als die Kampfhandlungen beendet<br />

waren, atmete die Bevölkerung befreit auf. Die amerikanische Besatzung war teils in Privathäusern<br />

und teils in Sälen untergebracht, die Kommandantur in der Villa Albano Müller,<br />

die nach 3 Monaten durch Engländer abgelöst wurde.<br />

Eine sehr üble Begleiterscheinung des militärischen Zusammenbruchs war das Anwachsen<br />

der Räubereien durch befreite russische oder polnische Zivil– oder Kriegsgefangene.<br />

Mehrere Male wurden wir alarmiert zur Hilfeleistung für den bedrohten Josefhof.<br />

Gott sei dank wurde uns von der amerikanischen Besatzungsmacht korrekter Beistand<br />

gewährt.<br />

Die Verluste des Josefhofes in dieser Zeit der Umwälzung waren empfindlich. Während<br />

der deutschen Besetzung waren dort 2 Zuchtrinder und nach dem Zusammenbruch eine<br />

tragende Milchkuh, 2 Sauen und der ganze Federviehbestand verschwunden.<br />

Erfreuliche Erscheinungen jener trüben Zeit war die Rückkehr mancher Soldatensöhne<br />

der Gemeinde und das Wiederaufblühen des religiösen Lebens nach Fortfall der großen<br />

Hemmungen durch die Alarmgefährdung.“<br />

Die Hauptstraße im November 1945 - in Trümmern geht das Leben weiter<br />

237

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!