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MARIEN pdf

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hender heiligen Fastenzeit in dem kirchlichen Abstinenz Gebote Dispens erteilt. Doch<br />

allein indem die Art des Fastens dadurch gemildert, so ist doch der große Endzweck<br />

derselbe, und die Pflicht nicht nachzulassen, solchen durch andere Mittel zu erreichen.<br />

Meine Obliegenheit ist es, Euch über die Art und Weise, sowie sie diesem hohen Endzwecke,<br />

auch bey gemildetem Fasten genug thun können, väterlich zu belehren:<br />

„Der Zweck des Fastens ist, wie das Concilium Coloniense vom Jahre 1536 sich ausdrückt,<br />

das Fleisch, welches durch Unmäßigkeit zur Sinnlichkeit gereizt wird, abzutöten,<br />

und der Herrschaft des Geistes zu unterwerfen, damit der Mensch mit Sünden freyen,<br />

frohem Herzen zu Gott beten, und sich seinem göttlichen Willen unbedingt unterwerfen<br />

lerne....<br />

Fasten ist es, was uns lehrt, unseren Begierden Schranken zu setzen und unsere Leidenschaften<br />

einer nach Gottes Gesetzen sich zu richtenden Vernunft zu unterwerfen .<br />

Wer es einmal gelernt hat, diesen sinnlichen Trieb zu besiegen und erlaubtem Vergnügen<br />

zu entsagen , der wird sich auch leichter von Sünde und unerlaubter Lust enthalten<br />

.... Sollen wir nach Vorschrift ... in dieser Zeit der Buße alle lange und kostspielige,<br />

mehr zum Reiz und Vergnügen des Gaumens, als zur Befriedigung der Bedürfnisse bestimmte<br />

Mahlzeiten vermeiden. .. durch öffteren Kampf zwischen Geist und Fleisch erhält<br />

endlich jener die Oberherrschaft und die Würde, zu dem ihn sein Schöpfer erschuf.<br />

Kein Mensch, kein Stand und kein Alter ist davon ausgeschlossen. ... der, den Gott mit<br />

zeitlichen Gütern gesegnet hat, schütte etwas von dem, was seine Mäßigkeit erspart hat,<br />

in den Schoß seiner nothleidenden Mitmenschen, egal ob viel oder wenig. Gott sieht<br />

nicht auf die Gabe, sondern auf das Herz des Gebers oder ein anderer opfere Stunden,<br />

die er seinem Vergnügen gewidmet hatte dem Troste der Elenden, der Pflege der Kranken<br />

und einem Besuch der Leidenden. Dieses wird Gott wohlgefällig sein. Lenket eure<br />

Augen auf eure Mitbrüder, denn seelig der, dessen Enthaltsamkeit zugleich Erquickung<br />

für Notleidende wird. Macht euren Geist stark gegen die Regung der Sinne, uns mit Gott<br />

innigst vereinen und ein Unterpfand unserer künftigen Herrlichkeit werden …“<br />

Direkte Hinweise und Beschreibungen über die schlimmen Zeiten, verbunden mit Kritik<br />

oder Kommentaren betreffs der weltlichen Obrigkeit, finden wir in unseren Archivunterlagen<br />

nicht. Es ist überhaupt ein Phänomen, dass bis in die neue Zeit hinein fast ausschließlich<br />

funktional und, bis auf ganz wenige Ausnahmen, sehr sachlich und wertneutral,<br />

über Geschehnisse unserer Gemeinde berichtet wird. Fast alle Aufzeichnungen der<br />

Pfarrer geben nur Ergebnisse und Beschlüsse wieder. Persönliche, emotionale Äußerungen,<br />

auch in späterer Zeit, sind so gut wie nie niedergeschrieben worden.<br />

Es war um 1800 und auch späterhin so üblich, dass beim Gottesdienst 2 Sammlungen<br />

abgehalten wurden, die eine mit dem „Klingelbeutel“ und die andere nach Beendigung<br />

des Gottesdienstes an den Kirchentüren. Die Beiträge aber flossen in eine Kasse. Aus<br />

diesen Beiträgen wurden sowohl die kirchlichen Bedürfnisse als auch die Unterstützung<br />

der Armen bestritten.<br />

Dann kam am 21.September 1802 ein Rescript der Landesregierung, in dem folgende<br />

Regelung angeordnet wurde:<br />

„ … dass dasjenige, was während des Gottesdienstes mit dem Klingelbeutel gesammelt<br />

wurde, letztlich den Armen verbliebe und dasjenige aber, was von der Gemeinde nach<br />

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