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MARIEN pdf

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Erfreuliches aus der Gemeinde gab es in diesem Jahre aber auch. Der Kirchenbesuch<br />

hatte, wie selten zuvor, enorm zugenommen, Bei besonderen Anlässen, wie z.B.<br />

Fastenpredigten u. ä. war die Kirche immer überfüllt.<br />

In diesem Jahr war zum ersten Mal der 1.Mai nationaler Feiertag, der Tag oder das Fest<br />

der Arbeit. Schwelm war besonders vielseitig und üppig geschmückt, da dieses Ereignis<br />

besonders festlich begangen wurde. Am Morgen dieses Tages wurde auf dem Sportplatz<br />

am Realgymnasium eine religiöse Weihestunde abgehalten, bei der für die katholische<br />

Gemeinde Vikar Genau eine Ansprache hielt.<br />

Der Weiße Sonntag war dieses mal für viele Kinder ein ganz besonderer Tag, denn in<br />

diesem Jahr durften sie zum ersten Mal mit 9 Jahren zum Tisch des Herrn gehen und<br />

Erstkommunion feiern. Da 2 Jahrgänge zur Kommunion gingen war die Anzahl der Mädchen<br />

und Jungen besonders hoch..<br />

Mit dem Einbau einer Kirchenheizung im nächsten Jahr sollte ein lang gehegter Wunsch<br />

der Gemeinde in Erfüllung gehen. Dieses beschloss am 27. Dezember 1933 der Kirchenvorstand<br />

und gab eine „Warmluftheizung“ für die Kirche in Höhe von 2950,- RM in<br />

Auftrag.<br />

Das Jahr 1934 begann am 30. Januar mit dem Jahrestag der nationalen Revolution.<br />

Trotz aller Schwierigkeiten mit den neuen Machthabern stand der Klerus unserer Gemeinde<br />

noch hinter der Regierung. So kann man auch erklären, dass bei der Feier im<br />

Saale der Wilhelmshöhe für die katholische Gemeinde Vikar Genau der Festredner war.<br />

Am 1. April feierte der Rektor der katholischen Schule A. Scholz sein 25 jähriges Lehrer-<br />

Jubiläum, zu dem Pfarrer Müller ihm die Glückwünsche der Kirchengemeinde überbrachte<br />

und herzlich gratulierte.<br />

Dann erkrankte Pfarrer Müller sehr. Wegen seiner schweren Krankheit kam vom 1. Mai<br />

bis 15. Oktober der Neupriester Christoph Allroggen aus Warburg vertretungsweise nach<br />

Schwelm, um hier in der Seelsorge zu helfen. Wie er nach Schwelm kam und was er<br />

dort erlebte, hat er uns zum 300 jährigen Bestehen der Gemeinde im Jahre 1984 in einem<br />

lieben Brief niedergeschrieben:<br />

Erinnerungen an eine 1. Liebe<br />

Schwelm, im Sommer 1934.<br />

Priesterweihe und Primiz mit ihren Höhenerlebnissen waren noch nicht verklungen, als<br />

ich als junger Neupriester am 14. April 1934, dem Samstag vor dem "Guten Hirten-<br />

Sonntag", aus meiner ländlichen Heimat kommend mit zwei Koffern, in der ich meine<br />

gesamte Habe mit mir trug, aus dem Bahnhof Schwelm in eine mir völlig fremde Stadt im<br />

"Bergischen Land" trat. Ich war als „Kooperator“ des erkrankten Pfarrers Karl Müller, so<br />

hieß die offizielle Ernennung, entsandt worden. Was würde mir mein erster seelsorglicher<br />

Einsatz wohl bringen?<br />

Noch nicht hundert Meter vom Bahnhof Richtung Stadt gehend, Koffer rechts, Koffer<br />

links, siehe da, ein erstes Lichtzeichen. Zwei freundliche Damen fragen mich: „Sind Sie<br />

der neue Vikar für uns?" Nicht "Vikar", aber immerhin, es gibt hier also noch Katholiken,<br />

die offen das Gespräch mit einem Geistlichen wagen - trotz einjähriger Naziherrschaft<br />

und nicht katholischer Mehrheit der Bevölkerung.<br />

Das macht Mut, und zu dritt tragen sich zwei Koffer leichter als allein. Die freundlichen<br />

Begleiterinnen weisen den Weg zum Pfarrhaus. Dort kurze Begrüßung, ein paar sachli-<br />

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