31.01.2018 Aufrufe

MARIEN pdf

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

„Guck schnell in den anderen Wohnungen nach", ruft Mutter. Treppe runter, in die<br />

nächste Wohnung: Nichts. In die andere Wohnung. Da liegt die nächste, glatt durch die<br />

Decke geschlagen. Ich nehme sie, werfe sie raus aus dem Fenster. Nächste Wohnung,<br />

da liegt noch eine. Auch die befördere ich nach draußen. Dann kommen mir die Mieter<br />

die Treppe herauf entgegen.<br />

„ Steht noch alles, ist viel kaputt?“ Die ängstliche Frage ist noch nicht ganz ausgesprochen,<br />

da explodieren alle 3 Bomben in unserem Hof. Keiner ist verletzt worden, nichts im<br />

Hause hat gebrannt. Glück gehabt, ich aber auch!<br />

Erst viel später wird mir bewusst, in welche Gefahr ich mich begeben hatte. Aber das<br />

Haus war gerettet, und wir hatten alle noch unser zuhause. ...“<br />

Weiter aus der Chronik:<br />

„Am Nachmittag des 13. März erfolgte ein starker Luftangriff auf W.- Langerfeld und Umgebung.<br />

Auch unsere Gemeinde wurde dabei in Mitleidenschaft gezogen. Das Nachbarhaus<br />

des Gesellenhauses – Gasstr.7 - wurde durch einen Volltreffer vollständig zerstört.<br />

Die Brandmauer wurde zur Hälfte aufgerissen und die Fenster der Notkirche zerstört,<br />

doch zu Sonntag 18. März, hatten wir die Notkirche wieder benutzungsfähig. Im Hinblick<br />

auf die Verschärfung des Luftterrors war an einer Fortsetzung der Reparaturarbeiten an<br />

der Kirche vorläufig nicht mehr zu denken.“<br />

Am Karsamstag gegen Schluss des feierlichen Hochamtes erlebte Schwelm (31.März)<br />

einen stärkeren Angriff von Jagdbombern (Jabos). Gerade hatte der Priester nach dem<br />

„Ite Missa est“ das feierliche Osterhalleluja gesungen, als mit einem fürchterlichen Getöse<br />

zusammen mit den in der Nähe einschlagenden Bomben der Deckenputz in die dichtgefüllte<br />

Notkirche herunterfiel. Ein panischer Schrecken befiel die Anwesenden. Doch<br />

der Priester beruhigte mit kurzen Worten, erteilte die Generalabsolution und verrichtete<br />

mit den Gläubigen ein Gebet. Den Kirchenbesuchern war kein Leid geschehen, während<br />

es in der Stadt mehrere Tote als Opfer des Angriffs gab. Nachdem auch wir in den großen<br />

Kessel vom Rhein bis zur Senne mit eingekreist waren, spitze sich die strategische<br />

Lage täglich mehr und mehr zu. Seit dem 10. April hörten wir dann immer näher kommenden<br />

Geschützdonner. Unsere Soldaten lieferten sich in unserer Gegend die letzten<br />

Kämpfe mit den anrückenden Amerikanern.<br />

Der 13./14./15. April 1945 - Kriegsende<br />

Sollte nun dieser unsägliche Krieg endlich zu Ende gehen? Wir fragten uns bange: „Was<br />

passiert, wenn die Amerikaner kommen?“ - Doch erst einmal fuhren früh am Morgen die<br />

deutschen Panzer durch Schwelm und rüsteten sich zum letzten Kampf mit den von Süden<br />

her, sich allmählich im Weitblick der Stadt auf den Höhen nähernden Amerikanern.<br />

Zusammen mit Hitlerjungen und „Volkssturm“ lieferten sie sich nachmittags zwischen<br />

Schwelmer Höhe und Ehrenberg ein heftiges Artillerie Duell. 19.30 Uhr kam dann der<br />

Befehl, die weißen Flaggen in der Stadt zu hissen, worauf die Bevölkerung schon gewartet<br />

und sich vorbereitet hatte. Doch gegen 20.00 Uhr raste ein deutscher Panzerwagen<br />

durch Schwelm, von dem aus die weißen Fahnen bzw. die Häuser beschossen wurden.<br />

Gegen 20.30 Uhr kam der Befehl, die weißen Fahnen einzuziehen. Ein fanatischer<br />

Oberleutnant hatte das veranlasst. Er verschuldete auch das, was in der folgenden<br />

Nacht geschah, denn um 22.00 Uhr setzte von den südlichen Höhen schwerer Beschuss<br />

auf Schwelm ein, der mit kurzen Unterbrechungen bis Samstag früh 6.00 Uhr andauerte.<br />

Dadurch wurde völlig nutzlos großer Schaden in Schwelm angerichtet.<br />

236

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!