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MARIEN pdf

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Da Schwelm mittlerweile im Kerngebiet „aus allen Nähten platzte“ und sich hier so gut<br />

wie kaum noch Baugrund fand, waren die Bauplatzpreise „Hinter der Mauer“ erheblich<br />

gestiegen.<br />

So machte eine andere Gruppe von Gemeindegliedern folgenden Vorschlag: „ … man<br />

sollte in Erwägung ziehen, die alten Plätze teuer zu verkaufen. Bei der stetig wachsenden<br />

Anzahl von Gemeindemitgliedern wäre zu überlegen, ob nicht eine größere Kirche<br />

und Pfarrhaus an einem neuen Platz sinnvoller wäre, denn für einen solchen Neubau<br />

wäre der alte Platz einfach zu beschränkt. Das dann zusätzlich benötigte Baugeld ließe<br />

sich eben durch den Verkauf des alten Kirchplatzes beschaffen.“<br />

Doch darüber ging nun ein heftiges Gezerre und Diskutieren los. Aber nach langem Hinund<br />

Herstreiten setzten es viele, worunter namentlich der Herr Duvivier de Vivie, der<br />

Pfarrer und andere ihrer Anhänger waren, trotz aller Opposition der Herren Schwippert,<br />

des Herrn Kelchtermann u.a. durch, dass außerhalb der Stadt auf dem Hülsenbeckschen<br />

Felde an der Hattinger Straße (der obere Teil, vom Märkischen Platz bis zur Eisenbahn<br />

ist heute die Bahnhofstraße) gelegen, dahin neu gebaut werden sollte. Und so<br />

geschah es auch. Hätte man aber im Vorhinein nur annähernd geahnt, was nach Vollendung<br />

des Baues Gewissheit wurde, die Kirche wäre dort nicht gebaut worden, denn<br />

Wind und Sturm im höchsten Grade forderten alle Jahre erhebliche Kosten für Reparaturen.<br />

Leserbriefe<br />

Dieser Geschichte unserer Gemeinde würde das Salz in der Suppe fehlen, gäbe man<br />

den diesbezüglich in der Öffentlichkeit ausgetragenen Auseinandersetzungen um das<br />

Für und Wider des Neubaus der Kirche keinen Platz. Wie sehr diese Angelegenheit die<br />

Menschen in Schwelm beschäftigte, zeigt ein Leserbrief „mehrer Mitglieder der kath. Gemeinde“<br />

vom Sonnabend, den 22. März 1828, im Rheinisch – Westfälischen Korrespondenzblatt,<br />

einem Beiblatt zum Rheinisch Westfälischen Anzeiger. Dieser Leserbrief ist<br />

auch deswegen so interessant, da in ihm beschrieben wird, wie es nach dem Brand in<br />

Schwelm weitergegangen war und wie es damals „aechte de Muer“ - hinter der Stadtmauer<br />

- (nach Norden hin) aussah.<br />

Sie schreiben:<br />

„ Ein halbes Jahr rückwärts, und ach, der Schreckenstag tritt mit seinem Ernst und seiner<br />

Trauer so lebendig als ergreifend vor unsere Seele. Doch hinweg ist das Jahr der<br />

Trauer, und wir sehen einer schönen Zukunft entgegen. Der alles verjüngende Lenz verjüngt<br />

unsere Hoffnungen und unsere Wünsche, und glücklich fühlt sich wohl jeder der<br />

Abgebrannten, dass der Winter vorüber ist, in der Erwartung, in dem nächsten Winter<br />

wieder im eigenen Hause oder doch in geräumige Häuschen als jetzt wohnen zu können.<br />

In diesem Augenblicke werden den Bewohnern der Loher Straße die Hausplätze<br />

abgemessen, und dass auch bald eine günstige Entscheidung hinsichtlich des Wiederaufbaues<br />

der anderen abgebrannten Häuser von hoher und höchster Stelle erfolgen möge,<br />

darauf harret jeder der Abgebrannten mit Sehnsucht.<br />

Der härteste Schlag hat beim Brande unstreitig die kath. Gemeinde getroffen. Kirche,<br />

Pfarr- und Schulhaus verlor sie. Mit ernstlich beabsichtigter Liebe, daran zweifeln Eingeweihte<br />

keineswegs, fühlen sich die katholischen Mitglieder, so sie indes in den beiden<br />

Kirchen der evang. Gemeinde aufgenommen wurden, so dass an den Sonn- und Feier -<br />

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