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MARIEN pdf

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hen. Nach der Verhaftung, Internierung und anschließender Deportation wurde ihr Hab<br />

und Gut eingezogen und fast ausschließlich an „linientreue Parteimitglieder“ zu absoluten<br />

Ramschpreisen „verhökert“<br />

Hier sei Frau Martha Kronenberg aus unserer Gemeinde genannt, die mit praktischer<br />

Hilfe und Barmherzigkeit das Hab und Gut so mancher Schwelmer Juden versteckte,<br />

ihnen zu essen brachte und half, wo sie nur konnte.<br />

So sorgten diese Ereignisse für eine relativ rasche Abkühlung der Konkordats-Euphorie.<br />

Das Nebeneinander der Nazis mit den Katholiken gipfelte immer mehr in tagtägliche,<br />

zahlreiche und schikanöse Maßnahmen, die nicht selten von einem sozial motivierten<br />

oder konfessionell überlagerten „Kleinkrieg vor Ort“ begleitet waren.<br />

Da sich dieser Zustand nicht nur auf die regionale Ebene beschränkte, sondern sich wie<br />

ein Bazillus auch über das ganze Deutsche Reich ausgebreitet hatte, fanden sich (leider<br />

erst jetzt) die katholischen und protestantischen Bischöfe zu einer gemeinsamen Reaktion<br />

zusammen.<br />

So befindet sich in unserem Archiv ein aus dem November 1941 stammendes Hirtenwort,<br />

das in der Frage der Menschenrechte in Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig ließ.<br />

Es wurde im Dezember zusammen mit der evangelischen „Bekennenden Kirche“ als gemeinsame<br />

Denkschrift dem Reichskanzler zugestellt.<br />

Als sie unbeantwortet blieb, gingen zahlreiche west- und süddeutsche Diözesen im März<br />

1942 dazu über, eine gekürzte Fassung von den Kanzeln der Pfarrkirchen verlesen zu<br />

lassen:<br />

„Jeder Mensch“, hieß es darin, „hat das natürliche Recht auf Leben und auf die zum Leben<br />

notwendigen Güter“, und die Bischöfe fügten hinzu: „Wir Bischöfe werden es nicht<br />

unterlassen, gegen die Tötung Unschuldiger Verwahrung einzulegen. Niemand ist seines<br />

Lebens sicher, wenn nicht unangetastet dasteht: Du sollst nicht töten!“ -<br />

Ältere Pfarrangehörige, die diese Zeit noch gut in Erinnerung hatten, sagten mir auf<br />

Nachfrage, dass dieses Hirtenwort von unserer Kanzel verkündigt worden sei. Doch ob<br />

dieses auch wirklich geschah, ist nirgendwo vermerkt!<br />

Dann wurde auch noch der Religionsunterricht mit der Begründung der Einschränkung<br />

des Unterrichts infolge der Kriegsverhältnisse gänzlich verboten. Deshalb hielt man seitens<br />

unserer Gemeinde für jeden Jahrgang wöchentlich eine Seelsorgestunde und zwar<br />

für das 3. und 4. Schuljahr (Kommunionunterricht) im Schulgebäude und für die übrigen<br />

Jahrgänge im alten Pfarrhaus..<br />

Der Entlassjahrgang versammelte sich in der Kapelle des Marienhospitals. Hier bereiteten<br />

sich die Jungen und Mädchen in einer große Jugendwoche (17. – 23. März 1941)<br />

zusammen mit einem Redemptoristen–Pater auf ihre Schulentlassung vor. Als Erinnerung<br />

erhielten alle ein „Neues Testament“.<br />

Einschränkungen mussten auch für das sog. „40stündige Gebet“ an den beiden Osterfeiertagen<br />

gemacht werden. Aus Gründen der Zweckmäßigkeit wurde es in ein 13 stündiges<br />

Gebet am 1. Osterfeiertage umgestaltet, da die Teilnahme am 2. Feiertage aus nahe<br />

liegenden Gründen fast unmöglich war. Stattdessen führte man für den Gründonnerstag<br />

eine Stundenordnung für die Andacht und Anbetungsstunden am hl. Grabe ein<br />

und steigerte dadurch die Teilnahme der Gläubigen wesentlich.<br />

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