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MARIEN pdf

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können, auf Wunsch der Schwelmer Gemeinde das Abendmahl in beiderlei Gestalt ausgeteilt<br />

und auch deutsche Psalmen singen lassen. Daraufhin leisteten einige Männer<br />

der Obrigkeit und mehrere Vikare heftigen Widerstand, doch die Vikare fuhren fort, auf<br />

die neue Art Messe zu lesen. Es wird nun berichtet, dass auf einen drohenden Befehl<br />

des Margraden - Klosters in Köln, Roleving die Neuerungen wieder abgestellt habe. Er<br />

starb im September 1580.<br />

Um weiterhin zu erforschen, wann Schwelm „lutherisch“ wurde, kann man auch die zeitgenössischen<br />

Urkunden heranziehen.<br />

Kurz zur Erklärung: In der damaligen Zeit wurden über abgeschlossene Verträge Urkunden<br />

in der Weise ausgestellt, dass der Schreiber den Text zweimal auf dasselbe Blatt<br />

schrieb. Er ließ zwischen den beiden Texten einen Zwischenraum, in welchen er einen<br />

Spruch hineinschrieb und durch welchen die beiden Dokumente in einer Schlangenlinie<br />

auseinander geschnitten wurden. Die Pfarrer als die Schreibkundigen wählten natürlich<br />

religiöse Sprüche.<br />

Aus der Zeit des Pfarrers Hacke liegt ein Vertrag von 1533 mit dem Spruch vor: "Ave<br />

sanktissima Maria" (gegrüßet seist du, heiligste Maria), eine Urkunde von 1560 hat den<br />

Spruch "Ave Regina coelorum" (Sei gegrüßt, Himmelskönigin). Fraglos stammen diese<br />

noch aus katholischer Zeit.<br />

Ein Vertrag von 1565 enthält den Spruch "Hu help ons goedt“, einer von 1566 sagt "got<br />

ys alles dynges mechtich". Diese Urkunden stammen aus der Zeit Harcke und deuten<br />

auf den erfolgten Umschwung hin.<br />

Nach Pfarrer Roleving folgte sein Vikar Hildebrand Linderhaus, der von dem Kirchengut<br />

"auf dem Graben“ in Linderhausen stammte. Von 1556 bis 1576 wirkte er als Vikar und<br />

von 1580 bis 1595 als Pastor in Schwelm.<br />

Ausbreitung 1565 – 1595<br />

Die Zeit, in der Hildebrand Linderhaus in Schwelm seinen Dienst versah, war voll größter<br />

Unruhen und Wirrungen. In Kleve lebte immer noch der dem Tode schon nahe Herzog<br />

Wilhelm der Reiche, alt und geistesschwach. Ihn hatte 1566 der „Schlag“ getroffen, der<br />

ihm Zunge und Hand lähmte. Sein Sohn, der Jungherzog Johann Wilhelm, hatte den<br />

Wahnsinn aus der väterlichen und mütterlichen Ahnenreihe geerbt. So wurden die reichen<br />

Lande Jülich, Kleve, Berg und Mark ein Spielball der fürstlichen Räte. Der alte Herzog<br />

stand der Reformation nicht feindlich gegenüber, aber seine Räte waren katholisch<br />

gesinnt, während die Stände der evangelischen Lehre anhingen. Den Mangel einer festen<br />

Zentralgewalt benutzten 1586 die in den Niederlanden liegenden Spanier, um in unser<br />

Gebiet einzufallen und den katholischen Glauben wiederherzustellen.<br />

Das Ruhrtal und unsere Gegend hatten aufs Schwerste unter der rauen Behandlung der<br />

spanischen Soldaten zu leiden. Ende März bis Mitte Mai 1586 vertrieb der Amtmann Georg<br />

von Romberg die Feinde in der sogenannten „Schlacht bei Schwelm“ aus der Mark.<br />

Gerd Helbeck schreibt über die Schlacht bei Schwelm:<br />

… ihre Spur wäre verweht, gäbe es nicht jenen Brief vom 14. April 1586, den der bekannte<br />

Kirchenliederdichter Philipp Nicolai (geb. 1556, gest. 1608), dem wir das Lied „Wie schön<br />

leuchtet der Morgenstern" verdanken, geschrieben hat. In ihm schildert er erlebte Kriegsgefahren,<br />

Bekümmernisse und Ängste, die der Einfall der Spanier in die Grafschaft Mark mit<br />

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