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MARIEN pdf

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tagen, morgens in der lutherischen, nachmittags in der reformierten Kirche der kath. Gottesdienst<br />

gefeiert wird. Wie verlautet, ist die Baudeputation für dir kath. Kirche gesonnen,<br />

die Stelle, worauf Kirche, Pfarr– und Schulhaus gestanden, zu veräußern, und dagegen<br />

auf dem Osterfelde unterhalb der Stadt zu diesen Gebäuden einen Platz wieder<br />

anzukaufen, in der Absicht, hierdurch einige hundert Taler der Gemeinde zu gewinnen.<br />

Die Baudeputation, die auf das Wohl der Gemeinde gedrungen, muss darauf aufmerksam<br />

gemacht werden, ob nicht durch Anlegung des Kirchenfundamentes auf dem Osterfelde<br />

größere Kosten verursacht werden, und dadurch der vermeintlicher Gewinn um ein<br />

Bedeutendes vermindert wird. Und wer bürgt dafür, dass nicht in kurzer Zeit, wie in der<br />

Nachbarschaft schon mehre Male geschehen, es anfängt zu sinken? Hier ist der Boden<br />

weich, auf der alten Stelle fest.<br />

Überhaupt will`s uns nicht bedünken, dass auf dem Osterfelde der Kirche eine schöne<br />

Lage gegeben werden kann, und dass sie dort der Stadt zur größeren Zierde gereiche,<br />

als auf dem alten Platze. Das Osterfeld liegt tief, die alte Stelle erhaben. Und hinsichtlich<br />

des Raumes tut`s wahrlich nicht Noth, die Plätze zu wechseln. Das jetzige Eigenthum<br />

der kath. Gemeinde ist groß genug, um sämtliche Gebäude darauf aufzuführen und der<br />

Pastoratsgarten, der zum Teil durch den Neubau verloren gehen würde, kann in der Nähe<br />

des Pfarrhauses wieder aufgekauft werden.<br />

Ziehen wir hierzu in Betracht, dass die Kanäle der Stadt da, wo die Kirche stehen soll,<br />

eine Kloake bilden, und in der Nähe der Schindanger liegt, dass die Kirche, abgeschnitten<br />

von der Stadt, an 3 Hauptstraßen liegen würde, die in das Land der Pferdetreiber<br />

führen, wo von jeher rohe, ungesittete Menschen bei Tag und Nacht Unordnungen jeder<br />

Art begingen – ( es ist nicht unbekannt, wie oft schon in unserer alten Kirche von vorübergehenden<br />

Trunkenbolden und rohen Menschen der Gottesdienst gestört worden, wie<br />

viel mehr wäre die Kirche auf dem Osterfelde der Störung ausgesetzt) - , so könnte das<br />

Osterfeld noch weniger einen Bauplatz zur neuen Kirche abgeben.<br />

Ist es aber lediglich, ohne Berücksichtigung jedes anderen Vortheils, darauf abgesehen,<br />

durch den Ankauf eines wohlfeilen Platzes der Gemeinde Nutzen zu schaffen, so wäre<br />

es nicht unzweckmäßig, die Kirche auf dem Ehrenberge oder in Bommerholz zu verlegen.<br />

Da kostet ein Sechzig bei weitem keine 200 Thaler, sondern ist spottbillig.<br />

Warum sollten wir um eines scheinbaren Gewinnes solches thun? Warum einen Ort<br />

verlassen, über dem bei Legung des Grundsteines zu der jetzt abgebrannten Kirche,<br />

den 21. Juni 1684, am völlig heiterem Himmel ein ganz heller Stern von 11 bis 1 Uhr<br />

sich gezeigt hat, den nicht allein Katholiken, sondern auch Protestanten gesehen haben?<br />

Es ist ein schmerzliches Gefühl, eine theure, ehrwürdige, heilige Stätte auf ewig verlassen<br />

zu müssen, wo seit mehr als 140 Jahren das Wort des Herrn ist verkündet und so<br />

manches Herz mit himmlischen Troste erquicket worden, wo theure Verblichene begraben<br />

liegen, deren Gebeine und Asche, beim Auswerfen der Keller, wenn diese alte Kirchenstelle<br />

zu Hausplätzen soll verkauft werden, man vielleicht auf den Schindanger<br />

muss fahren sehen. Wahrlich, das muss jedes Herz tief bewegen. Das allein schon<br />

macht die Trennung schwer.<br />

Die Andeutungen sind nicht aus argem Herzen, sondern aus guter Meinung und auch in<br />

der Kirche gegeben, das Wohl der Gemeinde zu befördern; und das sie als solche von<br />

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