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MARIEN pdf

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Es gab keine Messe, keine Maiandacht und keine andere Veranstaltung in der Kirche,<br />

die wir ausließen, denn hier merkten unsere Eltern nichts davon, dass man sich mit seiner<br />

Freundin traf und mit ihr zusammen sein konnte.<br />

Natürlich gingen wir regelmäßig auf die Orgelbühne, die nur von einer sehr dürftig scheinenden<br />

Lampe erhellt wurde. Natürlich blieben wir auch ziemlich weit hinten, gerade<br />

weit genug um zu hören, was der Pastor sagte und weit genug von anderen entfernt, um<br />

ein bisschen allein zu sein, immer damit rechnend, das jemand zu Orgelbühnentür hereinkam.<br />

Einmal hat uns der Organist beim Händchenhalten erwischt. Aber zu seiner<br />

Ehre muss ich sagen: „ Er hat uns nicht verraten !"<br />

Auch die Zeit ging ins Land. Wir heirateten und bekamen unseren ersten Sohn, der erst<br />

vor 6 Monaten hier getauft wurde...<br />

Sprengung der Marienkirche am 3. 10. 1968<br />

Ein lauter Hupton riss mich aus meinen Gedanken. Es knallte. Eine schmutzig weiße<br />

Rauchwolke umhüllte den Turm, und mir erschien es wie eine Ewigkeit bis zum Fallen<br />

des Turmes. Als könne alles nicht war sein: Langsam, ja zögerlich neigte er sich nach<br />

hinten, um dann immer schneller fallend in den aufwallenden Staubwolken zu versinken.<br />

Ich war traurig, denn mit der Sprengung war ein Teil meiner Kinder- und Jugendzeit für<br />

immer ausgelöscht.-<br />

Heute war der 3. Oktober 1968. Ich stieg vom Dach herunter und ging zu meiner Frau,<br />

die in unserer Wohnung schon auf mich wartete. Sie hatte heute Geburtstag.<br />

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