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MARIEN pdf

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hen Häute eines mit Fellen handelnden Juden auf die Dächer der Häuser westlich vor<br />

der Kirche breiteten und diese nass hielten.“<br />

Der evangelische Pastor Karthaus war ins Kirchspiel nach Barmen gegangen. Als er zurück<br />

kam und sich bis auf den Kirchhof durchgekämpft hatte, fiel er auf die Knie und bat<br />

Gott laut um die Erhaltung der Kirche. Sie blieb unversehrt. Dagegen verloren die nur 15<br />

Familien umfassende reformierte Gemeinde ihr Gotteshaus und Pastorat und die etwas<br />

oberhalb links gelegene Schule.<br />

Nach 4 bis 5 Stunden waren 97 Häuser, 14 Scheunen, 2 Kirchen, 2 Stadtwassermühlen<br />

und 3 Stadttore bis auf den Grund niedergebrannt. Der Jammer war maßlos, als sich der<br />

Abend über die rauchenden Trümmer legte, aus denen die Flammen noch immer empor<br />

züngelten. Aber die nachbarliche Hilfe trat gleich auf den Plan. Schon am 19. Oktober kamen<br />

von Elberfeld 60 Roggenbrote und Kanterkäse, am folgenden Tage folgten 190 Brote<br />

und 110 Reichstaler. Das Protokollbuch der Gemeinde verzeichnet folgende Ortschaften<br />

und Personen, die in der Stunde der Not unseren Vorfahren halfen: Hattingen, Hagen,<br />

Lüttringhausen, Radevormwald, Remscheid, Voerde, Vorhalle Eilpe, Westerbauer, die Äbtissin<br />

von Gevelsberg, Haspe, Wetter, Volmarstein, Wehringhausen, Gemarke, Burg, Kettwig,<br />

Sprockhövel, Uemmingen, der Drost zu Wetter, der Oberstleutnant von Leite zu Laer,<br />

die Schulten zu Dönhof und Oberberge, der Herr von Düngeln zu Dahlhausen und der<br />

Freiherr von Heyden.<br />

Brot, Käse und Fleisch wurden in die Kapelle der lutherischen Kirche gebracht und an die<br />

Abgebrannten verteilt. Über 600 Reichstaler. Am 20. April 1723 wurde das Geld an die<br />

Pfarrer der 3 Gemeinden verteilt. Die reformierte und die katholische Gemeinde erhielten<br />

vorab für Kirche, Schule und Pastorat je 25 Reichstaler. Die Gemeinde versuchte<br />

für den Wiederaufbau von Schule und Kirche selbst Geldhilfe zu erhalten. Der König<br />

gestattete, obwohl in Preußen Kollekten dieser Art nicht zulässig waren, dass<br />

„christliche und gutherzige Leute „ umb einen freywilligen Beytrag angesprochen werden"<br />

dürften. Die Regierung gewährte den Abgebrannten ein Steuerfreijahr, wahrscheinlich<br />

folgte noch ein zweites. Der königliche Landmesser Ricoeur von Unna fertigte einen<br />

Plan der Stadt mit den abgebrannten und nicht abgebrannten Häusern.“<br />

Wiederaufbau<br />

Die Schwelmer gingen, wie schon nach früheren Bränden, daran, ihre Häuser mit Hilfe<br />

der verschont gebliebenen Nachbarn wieder aufzubauen. Von der zerstörten Kirche<br />

konnte noch ein Teil des Mauerwerks verwendet werden. In den Jahren 1722/23 wurde<br />

eine kleine Kirche mit einem Türmchen und dem Pfarrhaus wieder aufgebaut.<br />

Die Wiederherstellung der Gebäude fiel der armen Gemeinde schwer, denn ihre wirtschaftliche<br />

Lage war sehr schlecht. Da sie nur über kleine und kümmerliche Einkünfte<br />

verfügte und die Ausgaben durch Kollekten und Opfergaben bestritten werden mussten,<br />

war kaum die Möglichkeit gegeben, sich ein paar Rücklagen zu schaffen. Im Gegenteil.<br />

Zu den Ausgaben kamen noch viele Zinsen für Anleihen, die die nötigsten pfarrlichen<br />

Bedürfnisse abdeckten. Aber trotzdem - unter enormen Mühen konnte nach einigen Jahren<br />

die Gemeinde ihre Kirche wieder benutzen. Kurze Zeit später hingen auch wieder<br />

zwei Glocken in dem neu erstellten Turm. Die Schulkinder wurden vom Pfarrer vorläufig<br />

im Pfarrhaus unterrichtet, da sowohl für den Aufbau der Schule als auch der Küsterei<br />

die Mittel nicht reichten. Auf dem Platz des Schulhauses ließ man den Symon<br />

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