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Gewaltdelinquenz – Lange Freiheitsentziehung – Delinquenzverläufe

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5. Sozialstruktur und Werte<br />

Melanie Wegel<br />

Um die sozialen Milieus und deren Relevanz hinsichtlich ihrer Lebenswelt<br />

für Hauptschüler und Gymnasiasten anhand zentraler Merkmale zu beschreiben<br />

und evtl. Unterschiede zu ermitteln, wurden außer Einstellungs-<br />

und Verhaltensfragen auch Strukturdaten erhoben, wobei die Berufstätigkeit<br />

beider Elternteile die soziale Stellung der Schüler bestimmte. 13 Diese soziale<br />

Verortung basiert auf der theoretisch-empirischen Berufsgruppenanalyse, die<br />

sich an das Klassenschema von Goldthorpe 14 anlehnt. Anhand dieser Items<br />

wurden die Schüler in unterschiedliche „Klassen“ (im empirischen Sinne)<br />

eingeteilt, welche wiederum die Basis für die sozialstrukturelle Verortung<br />

der Schüler in den weiteren Milieuanalysen bilden.<br />

Die Eltern der Schüler in den beiden Schultypen unterscheiden sich anhand<br />

ihrer Berufsqualifikation sehr deutlich voneinander, wobei am Gymnasium<br />

höherwertige Qualifikationen der Eltern im Vergleich zu den Hauptschulen<br />

dominieren. So sind dies am Gymnasium primär höhere Beamte, Akademiker,<br />

tendenziell leitende Angestellte und Techniker. Demgegenüber sind die<br />

Eltern der Hauptschüler primär als Handwerker, Facharbeiter, ungelernte Arbeiter<br />

und Hilfsarbeiter tätig, wobei die Gruppe der unqualifizierten Arbeiter<br />

am stärksten vertreten ist. Ausgehend von diesem Befund, nehmen wir weiter<br />

an, dass in unterschiedlichen Milieus unterschiedliche Werte entstehen<br />

und dass diese wiederum mit einer spezifischen Sozialisationserfahrung in<br />

einem Zusammenhang stehen. Im Folgenden zeigt sich, dass sich Hauptschüler<br />

und Gymnasiasten nicht nur durch ihre soziale Herkunft, sondern<br />

auch deutlich hinsichtlich ihrer Wertorientierungen unterscheiden lassen.<br />

13 In der Tübinger Schülerstudie wurde bei beiden Elternteilen nach erlerntem Beruf und<br />

ausgeübtem Beruf differenziert.<br />

14 Das „Goldthorpe-Klassenschema“ ist eine tendenziell betriebswirtschaftliche Definition<br />

von Schicht und Klasse und wird relativ häufig in der Markt- und Wahlforschung bzw.<br />

auch in der wissenschaftlichen Forschung eingesetzt (so empirisch in den Allbus-Studien).<br />

Das Schema basiert auf Arbeiten von Erikson und Goldthorpe und liegt in der<br />

Tradition des Konzeptes von Max Weber. Das Modell basiert auf der Bedeutung des Berufs,<br />

wobei individuelle Arbeitssituation und Beruf, bzw. die Marktlage reflektiert werden,<br />

was die Begriffe Macht und Marktorientierung nach Weber miteinander kombiniert.<br />

Dieses Klassen- bzw. Schichtungsschema beinhaltet über die Definition von Milieus <strong>–</strong><br />

die soziale Lage <strong>–</strong> einen zentralen Aspekt sozialer Milieus. Nach Goldthorpe wird die<br />

Bevölkerung in sieben Klassen (Schichten) unterteilt, die er teilweise noch feiner weiter<br />

untergliedert. Er unterscheidet seine Klassen anhand ihrer Einkommensquellen und ihrer<br />

Stellung im Wirtschaftsprozess: Faktisch bedeutet dies, dass eine Einteilung nach beruflicher<br />

Stellung und der internationalen Standardklassifikation von Berufen (ISCO)<br />

(Zeiger 2000, S.53) erfolgt. Goldthorpe 1996 (British Journal of Sociologie S.481-505).

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