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Gewaltdelinquenz – Lange Freiheitsentziehung – Delinquenzverläufe

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Was wird aus delinquenten Kindern? 481<br />

Früher versus später Delinquenzbeginn:<br />

Wurden Probanden mit einem frühen und einem späten Delinquenzbeginn<br />

(early onset: n = 96; late onset: n = 43), definiert über polizeiliche Registrierungen<br />

vor und nach dem 14. Lebensjahr, miteinander verglichen (ausschließlich<br />

im Kindesalter delinquente Personen wurden ausgeschlossen), so<br />

erwiesen sich Probanden mit einem späten Delinquenzbeginn als aggressiver<br />

(reaktiv und spontan), depressiver und emotional labiler als solche mit einem<br />

frühen Delinquenzbeginn.<br />

Wirkung protektiver Faktoren:<br />

Um die Variablen herauszufinden, die eine protektive Wirkung auf Delinquenz<br />

haben, wurden Probanden, die bei hoher Risikobelastung mindestens<br />

zwei Delikte begingen, mit solchen verglichen, die standhaft („resilient“)<br />

blieben, d.h. bei gleich hoher Risikobelastung keine oder maximal eine<br />

Straftat begangen hatten. Als Probanden mit hoher Risikobelastung wurden<br />

Personen definiert, die mindestens zwei psychosoziale Risikofaktoren aufwiesen.<br />

Der Vergleich stützte sich auf n = 32 Probanden mit maximal einem<br />

Delikt bis zum 14. Lebensjahr und n = 117 Probanden mit mindestens zwei<br />

Straftaten im Lebenslängsschnitt. Das Ergebnis war, dass die kriminell resistenten<br />

Probanden vor dem 14. Lebensjahr weniger unentdeckte Straftaten<br />

begangen hatten, d.h. sie waren normorientierter und sozial angepasster. Ferner<br />

waren sie weniger aggressiv (reaktiv und spontan), weniger depressiv,<br />

weniger erregbar und weniger emotional labil. Insgesamt waren sie also psychisch<br />

stabiler und ausgeglichener. Merkmale des elterlichen Erziehungsstils<br />

(Vater-, Mutter-, Strenge/Unterstützung) wirkten sich nicht protektiv aus.<br />

6.3. Diskussion<br />

Die Ergebnisse unterstützen, was den Verlauf betrifft, die empirisch begründete<br />

Taxonomie Moffitts (8) insoweit, als zwei unterschiedliche Typen von<br />

Delinquenten nachgewiesen werden konnten, nämlich chronische Täter und<br />

solche mit zeitlich befristeter Delinquenz. Was jedoch nicht gelang, ist der<br />

Nachweis, dass die Typologie mit einem unterschiedlichen Delinquenzbeginn<br />

(„early onset“ versus „late onset“) zusammenhängt. Weder die registrierte,<br />

noch die unregistrierte Delinquenz im Kindesalter hatte Einfluss auf<br />

den weiteren (chronischen) Delinquenzverlauf. Unserer Auffassung nach<br />

bedarf die Moffitt-Taxonomie einer Revision bzw. Differenzierung, wie sie<br />

auch von anderen Autoren nahegelegt wird (10, 11). Früher Delinquenzbe-

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