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Gewaltdelinquenz – Lange Freiheitsentziehung – Delinquenzverläufe

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Manuel Eisner<br />

näherung darstellt. Petrosino und Soydan (2005) fanden in den zwölf Metaanalysen<br />

ein klares Muster: In elf von zwölf Analysen waren die mittleren<br />

Effektstärken größer, wenn die Evaluatoren in die Programmumsetzung<br />

involviert waren oder darauf Einfluss hatten. Diese Unterschiede können beachtlich<br />

sein. Beelmann und Lösel (2006) untersuchten beispielsweise<br />

Sozialkompetenzprogramme. Sie zeigten, dass Programme, die von Lehrpersonen<br />

oder von Fachleuten aus dem psychosozialen Bereich vermittelt<br />

wurden, eine mittlere Effektstärke von d = 0.29 erreichten. Wurden die<br />

Programme von den Autoren der Studie oder von Forschungsmitarbeitern<br />

vermittelt, betrug die Effektstärke d = 0.49.<br />

3.3 Methodologische Fallstudien und systematische Überblicksstudien<br />

Während Metaanalysen statistische Muster aufzeigen, haben einige methodologische<br />

Fallstudien und systematische Reviews individuelle Studien<br />

gründlicher untersucht. Sie weisen auf Muster von methodischen Unregelmäßigkeiten<br />

in einigen Eigenevaluationen hin.<br />

Littell (2005; Littell et al., 2005) führte beispielsweise eine systematische<br />

Überblicksstudie über die Multisystemische Therapie (MST) durch - ein<br />

standardisiertes Behandlungsprogramm für Jugendliche mit schwerwiegenden<br />

Verhaltensproblemen (Henggeler et al., 1996). Sie stellte fest, dass bis<br />

auf eine Ausnahme alle Studien von Forschern durchgeführt wurden, die mit<br />

den Programmentwicklern in Verbindung standen. Die einzige unabhängige<br />

Studie konnte keinen positiven Effekt der Therapie nachweisen. In ihren<br />

Analysen nennt die Autorin einige methodische Probleme, die möglicherweise<br />

für die gesamthaft positive Evaluation der Multisystemischen Therapie<br />

mitverantwortlich sind. Insbesondere stellte sie eine Reihe methodischer<br />

Schwächen fest. So wurden Post-Interventionsmessungen nicht blind durchgeführt,<br />

man definierte den Interventionsabschluss nach subjektiven Kriterien<br />

und die Daten legten in einigen Fällen den Verdacht nahe, dass die<br />

Stichprobe nachträglich verändert wurde. Seit der Publikation von Littell’s<br />

Studie wurden zwei neue unabhängige Evaluationen publiziert. Eine norwegische<br />

Studie bestätigte die positiven Resultate der Programmentwickler und<br />

zeigte, dass die Wirkungen bis zwei Jahre nach der Intervention anhielten<br />

(Ogden & Hagen, 2006; Ogden & Halliday-Boykins, 2004). Im Gegensatz<br />

dazu konnte eine unabhängige Evaluation in Schweden keine signifikanten<br />

Unterschiede im Vergleich zur üblichen Behandlung finden (Sundell et al.,<br />

2008).

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