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Gewaltdelinquenz – Lange Freiheitsentziehung – Delinquenzverläufe

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Soziale Netzwerke und Prozesse der Ex- und Inklusion 463<br />

weils einzeln interviewt. Insgesamt finden bis zu drei Interviewkontakte<br />

statt. Beim ersten Kontakt werden die sozialen Netzwerkdaten des Probanden<br />

erhoben. Der zweite Kontakt dient zur Erhebung der notwendigen Daten<br />

für die Erarbeitung einer kriminologischen Fallanalyse. Abschließend bietet<br />

der dritte Interviewtermin die Möglichkeit eventuelle Erhebungslücken zu<br />

schließen und die bisherigen Erkenntnisse zu validieren.<br />

Die Stärken des Forschungsansatzes liegen methodisch in der Triangulation<br />

der verschiedenen Instrumente. Die qualitativen Möglichkeiten der Angewandten<br />

Kriminologie werden ergänzt mit angepassten Erhebungsverfahren<br />

der sozialen Netzwerkanalyse. Des Weiteren erfolgt die Darstellung und<br />

Analyse der Netzwerke mit der Software VennMaker. Das Instrumentarium<br />

der Angewandten Kriminologie wurde bereits an anderer Stelle eingehend<br />

vorgestellt und kann dort nachvollzogen werden. 10 Aus diesem Grund konzentrieren<br />

sich die Ausführungen im Folgenden auf die Ausgestaltung des<br />

Netzwerkinterviews (erster Interviewkontakt).<br />

Rein formal kann der Begriff des Netzwerks als eine bestimmte Menge von<br />

Knoten (bspw. menschlichen Akteuren) und einer zugehörigen Menge von<br />

Kanten (etwa bestehenden Beziehungen) definiert werden. Für die Analyse<br />

wird allgemein zwischen der personalen, auch egozentriert genannten<br />

Netzwerkanalyse und der Gesamtnetzwerkanalyse unterschieden. Unter<br />

einer egozentrierten Netzwerkanalyse versteht man ein Netzwerk, das sich<br />

um ein Ego (in unserem Fall die befragte Person) herum positioniert. Bei der<br />

Gesamtnetzwerkanalyse stehen hingegen eine ausgewählte Gruppe von<br />

Akteuren (Unternehmen, Schulklassen, Dörfer usw.) und die soziale Struktur<br />

innerhalb dieser Gruppe im Fokus der Untersuchung. Das vorgestellte<br />

Projekt führt eine egozentrierte Netzwerkanalyse durch, zu der mit Jansen<br />

festgehalten werden kann: „Die Analyse von Ego-Netzwerken ist geeignet<br />

für Forschungsfragen, in denen es um Ausmaß, Typus und Folgen der (Des-)<br />

Integration von Akteuren in ihre soziale Umwelt geht“. 11 Anhand der Biographien<br />

soll untersucht werden, ob und wie sich Netzwerke teils kompensierend<br />

oder aber auch eskalierend auswirken können. Über Netzwerke werden<br />

etwa Arbeits- und Ausbildungsplätze oder auch Schwarzarbeit vermittelt,<br />

Unterschlupf- und Rückzugsmöglichkeiten, Hilfeleistungen aller Art,<br />

aber auch der Zugang zu Drogen bis hin zum vollständigen Einstieg in die<br />

10 Göppinger-Bock: 4. Teil. Angewandte Kriminologie. In: Bock, M. (Hrsg.) Hans Göppinger.<br />

Kriminologie. 6.Auflage. München 2008, §§ 15-22; Bock, M.: Kriminologie.<br />

3.Auflage. München 2007, §§ 7-14.<br />

11 Jansen, D.: Einführung in die Netzwerkanalyse. Grundlagen, Methoden, Forschungsbeispiele.<br />

3. Auflage. Wiesbaden 2006, S. 65.

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