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Gewaltdelinquenz – Lange Freiheitsentziehung – Delinquenzverläufe

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Methodische Folgerungen f. d. Evaluation d. Jugendstrafvollzugs 279<br />

Maßnahmen und Ereignisse nach der Haftentlassung sind zudem wichtige<br />

intervenierende Variablen. 11 Wollte man ihren Einfluss ausschalten, müsste<br />

man die Entlassenen gewissermaßen „unter eine Glocke stecken“. Man<br />

müsste ihnen beispielsweise weitere Eingliederungshilfen versagen, um das<br />

Evaluationsergebnis nicht zu gefährden. Eine Evaluation des Jugendstrafvollzugs<br />

mittels einfacher Rückfalluntersuchungen geht von der Annahme<br />

aus, dass die nach der Entlassung folgenden Maßnahmen und Ereignisse keine<br />

Wirkungen auf den Entlassenen haben. Viel plausibler ist es jedoch, von<br />

einer mit der Zeit abnehmenden Wirkung des Strafvollzuges und einer zunehmenden<br />

Wirkung weiterer Einflüsse auszugehen.<br />

8. Dauer des Ausstiegs aus kriminellen Karrieren<br />

Wer auf einfache Rückfalluntersuchungen setzt, geht außerdem bewusst<br />

oder unbewusst davon aus, der Jugendstrafvollzug sei erfolgreich, wenn<br />

nach der Entlassung keine Straftat mehr folgt. Das widerspricht kriminologischen<br />

Erkenntnissen. Abrupte Abbrüche krimineller Karrieren sind die Ausnahme,<br />

die Regel ist dagegen ein „Ausschleichen“ über einen längeren Zeitraum.<br />

12 Hier spielt das Alter eine moderierende Rolle. Die Intervention im<br />

Strafvollzug kann diesen Prozess möglicherweise in Gang setzen. Es wäre<br />

aber unzulässig, anzunehmen, dass sich sofort und vor allem eine anhand des<br />

Rückfalls messbare Wirkung zeigt.<br />

9. Fehlerquelle „Strafregister“<br />

Ein methodisches Problem ist die Validität der Rückfallmessung. Üblicherweise<br />

geschieht dies anhand der Einträge im Bundeszentralregister. Man<br />

setzt dabei voraus, dass alle eintragungspflichtigen Verurteilungen dort auch<br />

eingetragen werden. Das ist aber nicht der Fall. Die Fehlerquote dürfte in einer<br />

Größenordnung von bis zu zehn Prozent liegen. Über die Gründe für diesen<br />

Fehler liegen bislang keine zuverlässigen Informationen vor. Dies führt<br />

zu einer erheblichen Unterschätzung des Rückfalls und zu Ergebnissen, die<br />

dem Strafvollzug unverdient gute Wirkungen zuschreiben. Ergibt sich in ei-<br />

11 Vgl. hierzu ausführlich Farrall, S.: Rethinking what works with offenders. Cullompton,<br />

Devon 2002.<br />

12 Vgl. statt aller: Stelly, W.; J. Thomas: Einmal Verbrecher - immer Verbrecher? Eine empirische<br />

Untersuchung von Entwicklungsmustern kriminellen Verhaltens von der Kindheit<br />

bis ins Erwachsenenalter, Wiesbaden 2001.

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