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Gewaltdelinquenz – Lange Freiheitsentziehung – Delinquenzverläufe

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Daniela Trunk<br />

naus weisen psychologische Forschungen ein Manko in der Problemlösekapazität<br />

in der frühen und mittleren Adoleszenz aus. 15 Unterscheidet man<br />

zwischen Jungen und Mädchen, zeigen letztere mehr fehlangepasste Verhaltensweisen,<br />

die darüber hinaus in der Adoleszenz noch deutlich ansteigen.<br />

Mädchen sind auch ineffizienter in der Wahl ihrer Bewältigungsstrategien,<br />

das heißt, die Aufwendungen, die sie erbringen, stehen einem geringeren<br />

Nutzen gegenüber. 16<br />

Zusammenfassend kann man sagen, dass der Übergang in die Adoleszenz <strong>–</strong><br />

also mit 11 bis 12 Jahren <strong>–</strong> den Einstieg in eine schwieriger werdende Situation<br />

dahingehend bedeutet, dass aggressives Verhalten ansteigt, im Gegenzug<br />

nehmen Bewältigungsstrategien, die von der Umwelt eher akzeptiert<br />

werden, ab. Es ist zu erwarten, dass dies in der Übergangsphase zur mittleren<br />

Adoleszenz kumuliert und dass es aufgrund der Dynamiken einen<br />

weiteren Höhepunkt, nämlich beim Übergang zur späten Adoleszenz, gibt.<br />

In der mittleren Adoleszenz verfügen Jugendliche noch nicht über die Kapazitäten,<br />

ineffektive Strategien aufzugeben. Dies wird erst in der weiteren<br />

Entwicklung möglich. Hinzu kommen besondere Stressoren wie die Suche<br />

nach ersten (Sexual-)Partnern und Loslösung vom bisherigen sozialen Umfeld<br />

(Eltern) sowie Orientierung an Peers bzw. im weiteren Verlauf aktive<br />

Neuorientierung (Besinnung auf sich selbst bzw. Aufbau zu anderem sozialen<br />

Umfeld). Insoweit liegt die Vermutung nahe, dass die Ressourcen,<br />

wenn nicht gar die Formen der Bewältigungsstrategien, Änderungen unterliegen.<br />

Schwankungen der Copingressourcen könnten eventuell Einfluss auf<br />

die Gewaltbelastung der Jugendlichen haben, die verstärkt innerfamiliäre<br />

Gewalt erleben.<br />

3. Daten und Methode<br />

Ausgehend von diesen Befunden war die (Sekundär-)Analyse der eigenen<br />

Daten von der Frage geleitet, ob in Abhängigkeit vom elterlichen Erziehungsstil<br />

altersbedingte Entwicklungsprozesse einen Einfluss auf die Delinquenzbelastung<br />

haben können. Für die Analyse wurden Daten aus drei Erhe-<br />

Spirito, A.: Patterns of children's coping with life stress: Implications for clinicians,<br />

American Journal of Orthopsychiatry, 2000 (70), S. 351-359.<br />

15 Siehe Fn. 14.<br />

16 Den Forschungsstand und eigene Befunde zu den Geschlechterunterschieden diskutieren<br />

u. a. Hampel, P., Petermann, F.: Age and gender effects on coping in children and adolescents,<br />

Journal of Youth and Adolescence 2/2005, S. 73-83.

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