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Gewaltdelinquenz – Lange Freiheitsentziehung – Delinquenzverläufe

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Interessenkonflikte in der Evaluationsforschung 107<br />

Triple P ist ein Elternbildungsprogramm, das von Sanders (1992, 1999) entwickelt<br />

wurde und mehrere Interventionsebenen umfasst. Das Programm<br />

zielt primär darauf ab, die Erziehungsmethoden der Eltern zu verbessern und<br />

das Problemverhalten des Kindes zu reduzieren. In den letzten zwei Jahrzehnten<br />

ist es mehrfach durch die Programmentwickler und Lizenzinhaber<br />

auf der ganzen Welt evaluiert worden (de Graaf et al., 2008). Eine umfangreiche<br />

aktuelle Metaanalyse umfasste 55 Studien aus verschiedenen Ländern,<br />

die Effekte auf Erziehungsverhalten, kindliches Problemverhalten und<br />

Wohlbefinden der Eltern maßen (Nowak & Heinrichs, 2008). Die mittlere<br />

Effektstärke in den 43 Studien, die Problemverhalten des Kindes als<br />

Zielgröße maßen, betrug Cohen’s d = 0.35. Allerdings stammen fast alle<br />

Studien von den Programmentwicklern oder von Forschern, die an der<br />

Verbreitung des Programmes beteiligt sind. Eisner et al. (2008) führten eine<br />

clusterrandomisierte Feldstudie mit Triple P als universellem Präventionsprogramm<br />

durch. Die Studie umfasste 1300 Kinder in 56 Schulen der Stadt<br />

Zürich. Mitarbeiter von Triple P waren in die Auswahl der Kursanbieter und<br />

in die Planung des Kursangebotes involviert, die Evaluation selbst fand<br />

unabhängig von den Programmentwicklern statt. Die Evaluation bestätigte<br />

positive Effekte auf das Erziehungsverhalten gemäß Selbsteinschätzung der<br />

Kursteilnehmer. Sie fand aber keine positiven Effekte von Triple P auf das<br />

Problemverhalten des Kindes (Messung durch Eltern-, Lehrer- und<br />

Selbsteinschätzung des Kindes) und einige Hinweise auf mögliche negative<br />

Effekte.<br />

Das Olweus Bullying Prevention Program ist ein Modellprogramm auf der<br />

Liste der Blueprints of Violence Prevention der Universität Colorado, USA<br />

(Olweus, 1994). Die amerikanische Webseite der Programmvertreiber führt<br />

fünf Studien über die Wirksamkeit des Programms an. Vier der fünf Studien<br />

wurden vom Programmentwickler verfasst oder mitverfasst. Alle vier Publikationen<br />

berichten über positive Effekte, Olweus (1994) stellt einen<br />

50 %igen Rückgang des Drangsalierens von Kindern (Bullying) in der<br />

Schule fest. Ein fünftes Experiment in zwölf Primarschulen mit fast 6000<br />

Schülern in Philadelphia war eine unabhängige Evaluation (Bauer et al.,<br />

2007). Diese Studie fand insgesamt keinen Effekt des Olweus-Programms<br />

auf relationale oder körperliche Viktimisierung. Die Studie stellte auch keine<br />

Effekte fest auf die Einstellung der Schüler zur Frage, ob sie eingreifen würden,<br />

wenn andere Kinder drangsaliert werden, oder wie sie die Sicherheit in<br />

der Schule wahrnehmen.<br />

Schließlich führten St. Pierre et al. (2006) eine unabhängige Evaluation von<br />

ALERT durch. Dieses von Ellickson et al. (1998; 1990; 2003) entwickelte

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