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Gewaltdelinquenz – Lange Freiheitsentziehung – Delinquenzverläufe

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Kirstin Drenkhahn<br />

ten. Sterbebegleitung für unheilbar kranke Gefangene wurde von spanischen<br />

Gefangenen genannt. Englische und finnische Gefangene nannten Betreuung<br />

zum Umgang mit Trauer und Verlust. In Finnland, Frankreich und Schweden<br />

wurde die Teilnahme an Elternkursen genannt. Bei diesen Angeboten<br />

geht es darum, Ausnahmesituationen, katastrophale Lebensereignisse wie<br />

Krieg und Tod, zu bewältigen und durch die Stärkung der Beziehung zur<br />

Familie schädliche Auswirkungen der Haft zu mildern. Auch hiermit wird<br />

ein Teil der oben unter 2. genannten Regeln der Langzeitgefangenen-<br />

Empfehlung umgesetzt.<br />

5. Fazit<br />

Die Vorgaben zur Straftäterbehandlung sind jedenfalls in der Langzeitgefangenen-Empfehlung<br />

recht konkret, wenn man die Regel zur Vollzugsplanung<br />

mit heranzieht. Hier sind erkennbar aktuelle Erkenntnisse der Behandlungsforschung<br />

verarbeitet, vor allem die Prinzipien angemessener Behandlung, 22<br />

auf die auch im die Empfehlung begleitenden Bericht unter dem Stichwort<br />

what works Bezug genommen wird. 23<br />

Die Versorgung mit Behandlungsangeboten in den von uns untersuchten Anstalten<br />

ist <strong>–</strong> jedenfalls nach den Antworten der Gefangenen in der vorgestellten<br />

Untersuchung <strong>–</strong> sehr unterschiedlich. Auch wenn der Behandlungsbedarf<br />

nicht erhoben wurde, kann man davon ausgehen, dass in den Ländern mit einer<br />

sehr geringen Teilnahmequote eher eine Unterversorgung besteht, insb.<br />

wenn man unter Behandlung auch Angebote versteht, die dabei unterstützen<br />

sollen, die Situation des Freiheitsentzugs an sich zu bewältigen.<br />

Das englische System der flächendeckenden Behandlung und auch die Situation<br />

in Schweden zeigen, dass ein großes Angebot im Strafvollzug realisierbar<br />

ist, wenn es politisch gewollt ist. 24 Bei einem engen Zusammenhang von<br />

Progression im Sinne von „das System durchlaufen“ und Behandlung wie in<br />

England besteht allerdings die Gefahr, dass Gefangene vor allem teilnehmen,<br />

um verlegt zu werden und nicht aufgrund einer intrinsischen Motivation,<br />

um ihre kriminogenen Bedürfnisse anzugehen.<br />

22 S. Andrews/Bonta/Hoge, Fn.14.<br />

23 Report, Fn.13, § 57.<br />

24 Homel, P., Nutley, S., Webb, B., Tilley, N.: Investing to deliver: reviewing the implementation<br />

of the UK Crime Reduction Programme, Home Office Research Study 281, London<br />

2004; Maguire, M.: The Crime Reduction Programme in England and Wales, Criminal<br />

Justice 2004, 213-237.

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