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Gewaltdelinquenz – Lange Freiheitsentziehung – Delinquenzverläufe

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<strong>Delinquenzverläufe</strong> nach Entlassung aus dem Jugendstrafvollzug 449<br />

stigen außerfamiliären Umfeld (negatives Schulklima, unzureichende schulische<br />

Förderung, gewaltbereite Gleichaltrigengruppe, Stadtviertel mit hoher<br />

Kriminalitätsrate) chronische <strong>Delinquenzverläufe</strong> (Hosser & Greve, 2005).<br />

Als Schutzfaktoren werden u.a. eine feste Bindung zu einer erwachsenen Bezugsperson<br />

in der Kindheit, Religiosität, eine positive Zukunftsorientierung,<br />

feste Partnerschaft bzw. eine Heirat nach dem 20. Lebensjahr, Erhalt einer<br />

zufriedenstellenden Arbeitstätigkeit, die Übernahme sozialer Verantwortung<br />

und der Umzug in ein „besseres“ Viertel genannt, ebenso der Eintritt in die<br />

Berufsarmee (Horney, Osgood & Marshall, 1995; Laub & Sampson, 2001).<br />

Die Identifizierung unterschiedlicher <strong>Delinquenzverläufe</strong> und ihrer spezifischen<br />

Risiko- und Schutzfaktoren ist dabei nicht nur von wissenschaftlichem<br />

Interesse, sondern auch bedeutsam für die Vollzugsplanung und Behandlungsindikation<br />

in Haft, die Entlassungsprognose und die Nachsorge. Behandlungsmaßnahmen<br />

in Haft und Rückfallprophylaxe können nur dann<br />

langfristig effektiv sein, wenn sie systematisch die Ursachen der Delinquenz<br />

mit in Betracht ziehen. Allerdings sind bei der Interpretation der Forschungsbefunde,<br />

insbesondere wenn daraus konkrete Schlussfolgerungen für<br />

die Praxis abgeleitet werden sollen, die grundlegenden Probleme der Delinquenzverlaufsforschung<br />

zu berücksichtigen. Festzustellen ist insbesondere,<br />

dass viele der Forschungsergebnisse, gerade auch die der prominentesten<br />

Studien, sich auf Geburtsjahrgänge vor 1975 beziehen (z.B. die Cambridge<br />

Study, Philadelphia Kohortenstudie, die Neuseeländer Dunedin Studie, Rochester<br />

Youth Study, die Dänische Studie, die Freiburger Kohortenstudie,<br />

die Bundesweite Kohortenstudie, Tübinger Jungtäter-Vergleichsuntersuchung).<br />

Die Ergebnisse müssen daher nicht unbedingt auf die aktuellen Verhältnisse<br />

und Klientel übertragbar sein. Einige der Studien basieren auf zum<br />

Teil recht selektiven Stichproben oder aber es wurden ganze Geburtskohorten<br />

von Städten oder Bundesstaaten in die Untersuchungen einbezogen. Variierende<br />

Datenquellen (qualitativ, quantitativ, Hell- und Dunkelfeld) und<br />

unterschiedliche Rechtssysteme bzw. Vollzugsklientel erschweren die Dateninterpretation<br />

zusätzlich.<br />

Bezüglich der Delinquenzentwicklung nach Entlassung aus dem (Jugend-)<br />

Strafvollzug liegen aber auch Befunde deutscher Längsschnittstudien vor,<br />

deren Datenerhebung zwar ebenfalls schon länger zurückliegt, deren Ergebnisse<br />

jedoch trotzdem von hoher Relevanz sind. Die Tübinger Jungtäter-Vergleichsuntersuchung<br />

(TJVU) und die Berliner CRIME-Studie dürfen als „Paradebeispiele“<br />

einer entwicklungsdynamischen Kriminologie angesehen<br />

werden:

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