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Gewaltdelinquenz – Lange Freiheitsentziehung – Delinquenzverläufe

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Manuel Eisner<br />

beeinflussen. Unterliegen sie einem Interessenkonflikt, dürfen sie eher ein<br />

Design anlegen, das hilft, positive Befunde hervorzubringen. Studien, die<br />

ihre Zielgrößen nur als Einschätzung der unmittelbaren Studienteilnehmer<br />

messen, setzen beispielsweise auf einen Loyalitätseffekt unter den Personen,<br />

die eine Behandlung erhalten haben. Designs, die Effekte ausschließlich<br />

unmittelbar nach einer Intervention messen, aber keine Follow-Up-<br />

Messungen vorsehen, erhöhen die Wahrscheinlichkeit für die Praxis<br />

bedeutungslose Kurzzeiteffekte zu finden. Gleichzeitig senken sie das<br />

Risiko, ein Fehlen von Langzeiteffekten zu erkennen.<br />

Ein zweiter Bereich umfasst die Entscheidungen über das Datenset, das für<br />

die publizierten Analysen benutzt wird. Typischerweise handelt es sich um<br />

Entscheidungen über den Ausschluss von Ausreißern, die Imputation fehlender<br />

Werte, die genaue Zuteilung von Fällen zu Interventions- und Kontrollgruppen<br />

und über die Zuteilung von Subgruppen zu verschiedenen Niveaus<br />

von Umsetzungsqualität. Derartige Entscheidungen sind in den meisten Evaluationsstudien<br />

nötig. Sie werden dann problematisch, wenn man sie erst<br />

trifft, wenn die Daten über Zielgrößen erhoben sind und nachträgliche Anpassungen<br />

zu einer verlockenden, wenn auch unzulässigen, Option werden.<br />

Es ist nicht bekannt, wie verbreitet solche Praktiken sind, aber einige Untersuchungen<br />

haben Probleme in einzelnen Studien dokumentiert. So fand<br />

Gorman (2005b) Hinweise auf nachträgliche Veränderungen an der Stichprobe<br />

in Studien über Drogenpräventionsprogramme. Littell (2005) verfolgte<br />

die Fallzahlen in unpublizierten und publizierten Analysen von MST-Evaluationen.<br />

Sie fand heraus, dass sich die Fallzahlen in den unpublizierten und<br />

den publizierten Analysen unterschieden und dass diese Veränderungen mit<br />

höheren Effektstärken einhergingen. Eisner (2008) überprüfte eine Triple P-<br />

Studie der deutschen Lizenznehmer des Programms (Heinrichs et al., 2006).<br />

Er stellte fest, dass nicht kooperierende Befragte, die ursprünglich in der Interventionsgruppe<br />

waren, für die statistische Analyse in die Kontrollgruppe<br />

umgeteilt wurden, was zu stark überhöhten Effektstärken führte.<br />

Selbstdienliche Wahrnehmungsverzerrungen können auch Entscheidungen<br />

über die abhängige Variable beeinflussen. Inferenzstatistische, auf Deduktion<br />

beruhende Verfahren, erfordern im Prinzip, dass die abhängige Variable<br />

vor der Studie operationalisiert wird und danach unverändert bleibt. Allerdings<br />

werden abhängige Variablen meist aus mehreren Items und/oder<br />

Datenquellen konstruiert. Sie sind somit offen für alle möglichen Manipulationen.<br />

Die erste Entscheidung betrifft, welche der gemessenen Variablen in<br />

einer Publikation als Zielvariablen präsentiert werden. Entschieden wird<br />

über die Zahl der Items, welche die Zielgröße umfasst, die Schwellenwerte

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