Gewaltdelinquenz – Lange Freiheitsentziehung – Delinquenzverläufe

Delinquenzverläufe nach Entlassung aus dem
Jugendstrafvollzug
Daniela Hosser, Anabel Taefi und Stefan Giebel
Gliederung
1. Einleitung
2. Die Untersuchung von
Delinquenzverläufen
3. Die Längsschnittstudie
„Entwicklungsfolgen der Jugendstrafe“
1. Einleitung
4. Die Entwicklung der Delinquenz nach
Haftentlassung
5. Prädiktoren der Entwicklungsverläufe
6. Diskussion und Ausblick
Interindividuelle Unterschiede in der Entstehung und Ausprägung delinquenten
Verhaltens wurden in den klassischen kriminologischen Theorien
überwiegend statisch betrachtet (Farrington, 2005). Längsschnittliche Forschungsprojekte
der vergangenen zwei Jahrzehnte bewirkten jedoch einen
Perspektivwechsel hin zur Beobachtung intraindividueller Veränderungen
bzw. Stabilität delinquenten Verhaltens über die Lebensphasen hinweg
(Stelly & Thomas, 2005). Dementsprechend sind neuere entwicklungskriminologische
Theorieansätze eher dynamisch, theorieintegrativ und interdisziplinär
ausgerichtet. Zentrale Forschungsfragen, denen sich die entwicklungsdynamische
Kriminologie (engl: „Developmental and Life-Course Criminology“)
widmet, betreffen: (1) Die Entwicklung von Straffälligkeit und antisozialem
Verhalten über verschiedene Lebensphasen hinweg; (2) Bedingungen,
welche Delinquenz einerseits und Rückfälligkeit andererseits fördern
oder hemmen und deren Abhängigkeit von spezifischen Lebensabschnitten
sowie (3) Einflüsse von kritischen Lebensereignissen und Sanktionswirkungen
auf die Delinquenzentwicklung.
An diese Forschungsbereiche anknüpfend, werden im vorliegenden Beitrag
aktuelle Befunde einer deutschen Längsschnittstudie zur Untersuchung von
Delinquenzverläufen ehemaliger Jugendstrafgefangener nach der Haftentlas-