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Gewaltdelinquenz – Lange Freiheitsentziehung – Delinquenzverläufe

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Interessenkonflikte in der Evaluationsforschung 103<br />

treatment effect) definierten. Wichtig ist, dass die Autoren auch mehrere Variablen<br />

über die Rolle der Evaluatoren bei der Studienentwicklung und -umsetzung<br />

sammelten.<br />

Gesamthaft zeigt diese Metaanalyse einen schwach positiven Effekt von<br />

Cohen’s d = 0.11. Das wichtigste Ergebnis sind jedoch die unterschiedlichen<br />

Effektstärken je nach Rolle des Evaluationsteams. In Studien, in denen der<br />

Evaluator mit den Programmentwickler identisch war, belief sich die angegebene<br />

Effektstärke auf d = 0.47, der weitaus größte mittlere Effekt für alle<br />

Subkategorien. In den Studien, in denen das Evaluationsteam unabhängig<br />

von der Programmumsetzung war, betrug die durchschnittliche Effektstärke<br />

exakt Null. Die Autoren schließen deshalb, dass „studies in which evaluators<br />

were greatly influential in the design and implementation of treatment report<br />

consistently and substantially larger effect sizes than other types of evaluators.“<br />

(Petrosino und Soydan, 2005: 444). Jemand, der nur unabhängige<br />

Evaluationen betrachtet, käme also zum Schluss, dass die Behandlung von<br />

Straftätern im Durchschnitt vollkommen wirkungslos ist, während jemand,<br />

der nur auf der Basis von entwicklergeleiteten Evaluationen urteilt, eine<br />

höchst nützliche Präventionsstrategie vor sich sieht.<br />

Natürlich können diese Befunde unterschiedlich interpretiert werden und sie<br />

demonstrieren nicht eindeutig, dass eine Verzerrung aufgrund von Interessenkonflikten<br />

vorliegt. Wie weiter unten detailliert aufgezeigt wird, weist<br />

der Einbezug von Evaluatoren in die Programmumsetzung auf mögliche Interessenkonflikte<br />

hin. Diese Variable misst Konflikte aber indirekt und enthält<br />

auch andere Aspekte von experimentellen Studiendesigns. Die Metastudie<br />

kontrolliert keine anderen Moderatoren der Effektstärke, die mit der Rolle<br />

des Forschers korrelieren können, etwa die Umsetzungsqualität oder die<br />

Zahl der Studienteilnehmer. Es ist deshalb unklar, welcher Nettoeinfluss der<br />

Entwicklerbeteiligung nach statistischer Kontrolle anderer Einflussfaktoren<br />

übrigbleiben würde.<br />

3.2 Andere Metaanalysen<br />

Petrosino und Soydan (2005) betrachteten im weiteren 50 metaanalytische<br />

Studien über Behandlungsprogramme für Straftäter, die Rückfallkriminalität<br />

als Zielgröße maßen. Zwölf dieser Studien enthielten Informationen über die<br />

Beziehung zwischen den Programmentwicklern und den Evaluatoren. Die<br />

Mitwirkung von Forschern in der Programmumsetzung misst Interessenkonflikte<br />

nicht direkt. Man kann aber annehmen, dass sie eine vernünftige An-

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