Gewaltdelinquenz – Lange Freiheitsentziehung – Delinquenzverläufe

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Rechtsextremismus unter deutschen Jugendlichen 183 chen älteren Datums fehlen. Aus dem Anstieg der Zahlen des Verfassungsschutzes sollte nicht ohne weiteres auf einen realen Anstieg des Rechtsextremismus geschlossen werden, da auch hier, wie in anderen Bereichen der Polizeilichen Kriminalstatistik die Abhängigkeit des Hellfeldes von Drittfaktoren, wie der Anzeigebereitschaft, beachtet werden muss. Die Analysen zu den Bedingungsfaktoren von Rechtsextremismus konnten belegen, dass zahlreiche Faktoren die Entstehung von Rechtsextremismus begünstigen; hierzu zählen Faktoren, die die familiäre Situation betreffen, ebenso wie solche, die schulbezogene Erfahrungen, sowie das weitere soziale Umfeld der Jugendlichen umfassen. Drei Befunde verdienen aber besondere Beachtung: Erstens fällt die enge Beziehung auf, die zwischen jugendlichem Rechtsextremismus und anderem Gewaltverhalten besteht. Täter nicht ausländerfeindlicher Gewalttaten sind auch häufiger als Rechtsextreme in Erscheinung getreten und umgekehrt. Dies provoziert die Frage, inwieweit es sich beim Rechtsextremismus im Jugendalter tatsächlich um eine eigenständige Deliktkategorie handelt. Die Beziehungen, die bspw. zwischen dem Gewaltmedienkonsum, der Selbstkontrolle oder dem Erleben elterlicher Gewalt und dem Rechtsextremismus beobachtet werden können, lassen sich in vergleichbarer Weise auch bei der Erklärung des allgemeinen Gewaltverhaltens identifizieren, so dass die These nahe liegt, dass Rechtsextremismus und andere jugendliche Problemverhaltensweisen große gemeinsame Schnittmengen aufweisen. Zweitens stehen auch nach Kontrolle zahlreicher anderer Faktoren die Mitgliedschaften in bestimmten Vereinen und Organisationen in einem signifikanten Zusammenhang mit dem Rechtsextremismus. Dabei fällt vor allem auf, dass Jugendliche, die in Freiwilligen Feuerwehren organisiert sind, häufiger rechtsextrem sind. Mit den vorliegenden Daten lässt sich noch nicht sagen, inwieweit die Feuerwehren hierzu aktiv beitragen; eine detaillierte Analyse der dort ablaufenden Prozesse und der diese Organisation aufsuchenden Jugendlichen scheint aber geboten. Drittens schließlich ergeben sich zwar signifikante Unterschiede im Rechtsextremismusanteil der 61 einbezogenen Gebiete. Auf Basis der bisherigen Analysen lassen sich aber keine gebietsbezogenen Faktoren benennen, die hierauf einen Einfluss hätten. Dies ist aus soziologischer Perspektive unbefriedigend. Möglicherweise sind es weniger die strukturellen Gegebenheiten wie die Arbeitslosenquote, der Migrantenanteil usw., die für das Handeln der Jugendlichen relevant sind, sondern vielmehr kulturelle Bedingungen eines Gebiets. Nachfolgestudien könnten diesbezüglich bspw. untersuchen, inwieweit sich ein ausländerfeindliches Klima in der Erwachsenbevölkerung auf die Zuwendung Jugendlicher zum Rechtsextremismus auswirkt, ob örtlich bzw. regional vor-
184 Dirk Baier handene rechtsextreme Organisationen (z.B. Kameradschaften, Szeneläden) einen Einfluss haben oder welche Wirkung Präventionsmaßnahmen entfalten.
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