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Gewaltdelinquenz – Lange Freiheitsentziehung – Delinquenzverläufe

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Manuel Eisner<br />

Zusammenfassend möchte ich aufzeigen, dass das dargestellte Modell mehrere<br />

wichtige Implikationen hat: Erstens bedeutet die Annahme, dass Verzerrungen<br />

in jeder Phase des Forschungsprozesses auftreten können, dass sich<br />

kleine Verzerrungen zu beträchtlichen Effekten summieren können. Wenn<br />

ein Forscher zum Beispiel fünf aufeinanderfolgende problematische Entscheidungen<br />

trifft, die jede einen kleinen Effekt von Cohen’s d = 0.10 hat,<br />

wird die totale Verzerrung d = 0.61 betragen. Selbst wenn die problematischen<br />

Verzerrungen nur je einen Effekt von d = 0.05 haben, beträgt die gesamte<br />

Verfälschung immer noch d = 0.30. Eine solche Effektstärke betrachten<br />

viele Forscher als praktisch bedeutsam, wenn sie auf einen echten<br />

Interventionseffekt beruht. Zweitens zeigt die Liste der problematischen<br />

Praktiken, dass man nur einige davon in publizierten wissenschaftlichen<br />

Arbeiten entdecken kann. Viele bleiben unsichtbar, sofern kein Reviewer<br />

frühere Forschungsberichte sucht oder die Primärdaten nochmals auswertet.<br />

Drittens kann die Annahme systematischer Verzerrungen auch andere<br />

Muster in kriminologischen Metaanalysen erklären, als die unterschiedlichen<br />

mittleren Effektstärken in entwicklergeleiteten und unabhängigen Evaluationen.<br />

Beispielsweise zeigen Metaanalysen regelmäßig, dass Studien mit<br />

kleinen Stichproben viel größere Effektstärken erreichen als große Feldstudien.<br />

Das ist möglicherweise ein Nebeneffekt davon, dass problematische<br />

Praktiken (z.B. Ausschluss von Ausreißern, Modellanpassungen, Veränderung<br />

der Messung der abhängigen Variable) in kleinen Stichproben größere<br />

Effekte haben als in großen Stichproben. Verzerrungen könnten auch erklären,<br />

warum sich bisher nur wenige Typen von Präventionsprogrammen eindeutig<br />

als wirkungslos herausgestellt haben, und dass viele dieser unwirksamen<br />

Programme primär in unabhängigen Studien evaluiert wurden.<br />

5. Was sollen wir tun?<br />

Während der letzten drei Jahrzehnte wurden große Anstrengungen unternommen,<br />

das Wissen über eine wirkungsvolle Kriminalitätsprävention systematisch<br />

zusammenzufassen. Diese Bemühungen spiegeln sich in zahlreichen<br />

Metaanalysen, die Befunde aus den wichtigsten Gebieten der kriminologischen<br />

Präventionsforschung zusammengetragen haben (Farrington &<br />

Welsh, 2003; Lipsey & Cullen, 2007; Lösel & Beelmann, 2003; Petrosino &<br />

Soydan, 2005; Wilson et al., 2003a). Die meisten dieser Studien kommen zu<br />

einem überraschend einheitlichen Schluss: Wo die Forscher auch hinblicken,<br />

sie finden Hinweise auf eine Hintergrundstrahlung von positiven Präventionseffekten<br />

mit typischen Effektstärken von Cohen’s d = 0.20 bis 0.40.

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