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Gewaltdelinquenz – Lange Freiheitsentziehung – Delinquenzverläufe

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Interessenkonflikte in der Evaluationsforschung 119<br />

Vielleicht sind diese positiven Effekte unverzerrte Schätzungen der Wahrheit.<br />

Die Befunde, die in den vorangehenden Kapiteln präsentiert wurden,<br />

geben jedoch Anlass zur Sorge. Man sollte bedenken, dass Petrosino und<br />

Soydan (2005) eine Effektstärke von d = 0.47 für Studien fanden, die von<br />

Programmentwicklern durchgeführt wurden und eine Effektstärke von d =<br />

0.00 für unabhängige Studien. Die Differenz zwischen diesen zwei Werten<br />

ist größer als der mittlere Gesamteffekt in den meisten anderen kriminologischen<br />

Metaanalysen. Falls Cohen’s d = 0.47 eine realistische Schätzung<br />

der vorliegenden Verzerrungen ist, wären viele positive Effekte in kriminologischen<br />

Metaanalysen lediglich Artefakte.<br />

Wir wissen im Moment nicht, in welchem Ausmaß dies der Fall ist. Zukünftige<br />

Forschung sollte deshalb versuchen, die Bedeutung von Verzerrungen in<br />

Präventionsstudien zu klären. Solange die kriminologische Präventionsforschung<br />

nicht besser versteht, wo und wie Interessenkonflikte zu verzerrten<br />

Resultaten führen, ist es unmöglich, die Ergebnisse, denen man trauen kann,<br />

von den Resultaten zu unterscheiden, denen man nicht trauen kann. Im Folgenden<br />

werde ich deshalb einige Strategien vorschlagen, die helfen könnten,<br />

das Problem besser zu verstehen.<br />

5.1 Operationalisierung von Interessenkonflikten in Metaanalysen<br />

Viele aktuelle kriminologische Metaanalysen erheben Variablen über Studiencharakteristika,<br />

die einen moderierenden Einfluss auf die Zielgröße<br />

haben können. Interessante Variablen umfassen die Stichprobengröße, das<br />

Publikationsdatum, die Zielpopulation und die Intensität der Intervention<br />

(siehe z.B. Loesel & Beelmann, 2003; Lundahl et al., 2006; Wilson & Lipsey,<br />

2007). Bisher hat jedoch keine kriminologische Metaanalyse versucht, Interessenkonflikte<br />

direkt mit mehreren Indikatoren zu messen. Es ist klar, dass<br />

die Beteiligung des Evaluators an der Programmentwicklung <strong>–</strong> eine Moderatorvariable,<br />

die in vielen Metaanalysen enthalten ist <strong>–</strong> das Eigeninteresse der<br />

Forscher ungenügend annähert, weil sie faktisch nur eine Modalität der Programmumsetzung<br />

misst.<br />

Es ist nicht einfach, die notwendigen Daten zu erheben. Kein Abnehmer von<br />

kriminologischen Präventionsstudien verlangt, dass Autoren von randomisierten<br />

Studien ihre Interessenkonflikte offenlegen. Man muss sich diese Informationen<br />

deshalb aus einer Vielzahl von Dokumenten zusammensuchen.<br />

Tabelle 3 schlägt Variablen vor, mit denen Interessenkonflikte man in zukünftigen<br />

Studien messen kann.

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