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Gewaltdelinquenz – Lange Freiheitsentziehung – Delinquenzverläufe

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Theresia Höynck<br />

Schwangerschaft ihr Neugeborenes getötet haben, verglichen wurden mit 10<br />

Frauen, die nach negierter Schwangerschaft eine Klinik aufsuchten, zeigte<br />

weit mehr Ähnlichkeiten als Unterschiede zwischen beiden Gruppen. Der<br />

einzige deutliche Unterschied bestand darin, dass in der Gruppe der Neonatizid-Täterinnen<br />

deutlich mehr Frauen waren, die nicht Erstgebärende waren.<br />

21 Die Autoren vermuten, dass Erstgebärende möglicherweise mehr<br />

Angst vor einer Geburt ohne Unterstützung haben, folgern aber insgesamt,<br />

dass es vielfach auch vom Zufall abzuhängen scheint, ob eine negierte<br />

Schwangerschaft in einen Neonatizid mündet. Diese Ergebnisse passen zu<br />

unserem Befund, dass es sich bei den Neonatiziden in aller Regel nicht um<br />

im vollen Bewusstsein planvoll durchgeführte Delikte handelt. Sie decken<br />

sich mit dem auch aus den Akten zu gewinnenden Eindruck, dass es in zahlreichen<br />

Fällen durchaus dazu hätte kommen können, dass die Schwangeren<br />

ihre Verdrängung bzw. Verleugnung beenden und damit eine adäquate Problemlösung<br />

wahrscheinlich geworden wäre.<br />

Neben der Frage nach dem Erscheinungsbild und den Hintergründen von<br />

Neonatiziden bildet die Frage nach Verlauf und Ergebnis der entsprechenden<br />

Strafverfahren einen weiteren Schwerpunkt der hier vorgestellten Studie.<br />

Befunde über große Sanktionsdispariäten bei Neonatiziden finden sich in der<br />

internationalen Literatur. 22 Sie sind auch in den von uns ausgewerteten Fällen<br />

zu beobachten 23 :<br />

21 Schlotz/Louda/Marneros/Rohde 2009.<br />

22 Spinelli 2001, Putkonen [u.a.] 2007a, Friedman/Horwitz/Resnick 2005.<br />

23 Die ersten Auswertungen zeigen auch eine nicht zu vernachlässigende Zahl von Einstellungen<br />

nach § 170 II StPO nach dem Grundsatz in dubio pro reo, da Tat nicht vollständig<br />

aufklärbar oder Tatnachweis nicht mit ausreichender Sicherheit zu führen war. Den<br />

genauen Umständen dieser Fallgruppe wird nach Abschluss der Datenerhebung<br />

nachzugehen sein.

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