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Gewaltdelinquenz – Lange Freiheitsentziehung – Delinquenzverläufe

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Zur variablen Rationalität jugendlicher Gewalttäter 59<br />

Die Art der einbezogenen Delikte wird auf Gewaltdelikte beschränkt. Dies<br />

geschieht wiederum unter Berücksichtigung theoretischer Gesichtspunkte:<br />

Der hier herangezogene Ansatz ist stark situationsgebunden und damit lediglich<br />

konkretes, gewalttätiges Handeln zu erklären in der Lage, nicht jedoch<br />

das Begehen anderweitiger Delikte oder gar Kriminalität im Allgemeinen. 18<br />

Die Klassifikation intensiver Täter erfolgt demnach ausschließlich auf Basis<br />

der begangenen Gewalthandlungen. Dabei handelt es sich um vier strafrechtlich<br />

relevante Gewaltdelikte: Körperverletzung ohne Waffe, Körperverletzung<br />

mit Waffe, Raub und Handtaschenraub. Obwohl hier von einer Einbeziehung<br />

weiterer Delikte in die Klassifikation abgesehen wird, wird dennoch<br />

nicht bestritten, dass auf dieser Basis klassifizierte Täter möglicherweise<br />

versatile Täter sein könnten, die auch anderweitige Delikte begehen.<br />

Probleme verursachen die Beurteilung der Deliktsschwere zu Klassifikationszwecken<br />

sowie die Bestimmung, wie viele Gewaltdelikte verschiedener<br />

Schwere begangen werden müssen, um einen Jugendlichen als Intensivtäter<br />

zu klassifizieren. Da eine rein deterministische Festlegung zu willkürlich erscheint,<br />

die empirische Ermittlung der Deliktschwere 19 zum hier verfolgten<br />

Zweck jedoch ebenfalls nicht praktikabel ist, wird dies durch die Wahl eines<br />

überwiegend daten- und empiriegeleiteten Verfahrens umgangen:<br />

Hier wird auf ein so genanntes probabilistisches Klassifikationsverfahren<br />

zurückgegriffen, mittels dessen Befragte anhand der Häufigkeiten, mit denen<br />

sie die vier einbezogenen Gewaltdelikte begangen haben, in Täterklassen<br />

eingeteilt werden können. Jeder Befragte weist dabei eine bestimmte Wahrscheinlichkeit<br />

auf, in jede der ermittelten Klassen zu fallen. Die letztendliche<br />

Klassenzugehörigkeit bestimmt sich dadurch, welcher Täterklasse der Befragte<br />

mit der höchsten Wahrscheinlichkeit angehört. Konkret wird das verwendete<br />

Verfahren als Mischverteilungsmodellierung 20 bezeichnet. Technisch<br />

entspricht es dem Vorgehen, wie es bei der Ermittlung verschiedener<br />

18 Cornish, D. B. & Clarke, R. V.: Introduction. In: D. B. Cornish & R. V. Clarke (Hrsg.),<br />

The Reasoning Criminal. Rational Choice Perspectives on Offending. New York, Berlin,<br />

Heidelberg 1986, S. 1<strong>–</strong>16.<br />

19 Beispielsweise Sellin, T. & Wolfgang, M. E.: The measurement of delinquency. New<br />

York, London, Sydney 1964; Villmow, B.: Schwereeinschätzung von Delikten. Berlin<br />

1977. Kwan, Y. K., Ip, W. C. & Kwan, P.: A crime index with Thurstone’s scaling of<br />

crime severity. Journal of Criminal Justice, 2000, 28, S. 237<strong>–</strong>244; Pöge, A.: Klassifikationen<br />

und Verläufe delinquenten Verhaltens. Münster 2007.<br />

20 McLachlan, G. J. & Peel, D.: Finite Mixture Models. New York, Chichester, Weinheim<br />

2000; Everitt, B. & Hand, D. J.: Finite Mixture Distributions. London, New York 1981.

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