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Gewaltdelinquenz – Lange Freiheitsentziehung – Delinquenzverläufe

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Was wird aus delinquenten Kindern? 473<br />

ist. Rund 90 % der Kinder begehen Straftaten, allerdings meist geringeren<br />

Schweregrades.<br />

Am aussagekräftigsten sind prospektive Längsschnittstudien (Übersicht bei<br />

5; 3; 4).<br />

Wichtigstes Ergebnis dieser Studien ist die Erkenntnis, dass die Delinquenz<br />

in starkem Maße altersabhängig ist. Sowohl die Inzidenz als auch die Prävalenz<br />

nehmen bis zur Adoleszenz (etwa bis zum 17. bis 20. Lebensjahr) kontinuierlich<br />

zu, um danach schnell abzunehmen (6). Im Alter von 28 Jahren haben<br />

ca. 85 % der Rechtsbrecher ihre delinquenten Aktivitäten eingestellt (7).<br />

Diese und andere Befunde haben Moffitt (8) veranlasst, eine empirisch begründete<br />

Taxonomie delinquenten Verhaltens aufzustellen und zwischen einer<br />

auf das Jugendalter begrenzten (adolescence-limited) und einer lebenslangen<br />

(life-course-persistent) Delinquenz zu unterscheiden. Lebenslange<br />

Delinquenz resultiert nach dieser Theorie aus Verhaltensauffälligkeiten in<br />

frühester Kindheit (ADHS, Aggressivität, Störung des Sozialverhaltens), die<br />

die Entwicklungsmöglichkeiten einschränken. Zum anderen suchen die Betroffenen<br />

auch aktiv ungünstige Einflüsse und Lebensumwelten auf, die ihren<br />

Defiziten Rechnung tragen. Das delinquente Verhalten, das erst in der<br />

Pubertät beginnt und auf die Adoleszenz (bis zum frühen Erwachsenenalter)<br />

beschränkt bleibt, hat hingegen eher sozialpsychologische und phasenspezifische<br />

Ursachen.<br />

5. Ursachen<br />

Es besteht kein Zweifel darüber, dass an der Verursachung dissozialen (antisozialen)<br />

und delinquenten Verhaltens biologische (z.B. Auffälligkeiten der<br />

vegetativen Reaktionen, neuroendokrinologische Auffälligkeiten) und psychosoziale<br />

Faktoren (z.B. zerrüttete Familienverhältnisse, Misshandlung, bestimmte<br />

psychische Störungen) beteiligt sind, von denen sich die meisten bereits<br />

im Kindesalter nachweisen lassen (s. Übersicht bei 3 und 4).<br />

Biologische und psychosoziale Risikofaktoren wirken zusammen im Hinblick<br />

auf die Verursachung dissozialen und delinquenten Verhaltens, wobei<br />

dieses Zusammenwirken in der Regel nicht additiv, sondern interaktiv ist.<br />

Dies kann dadurch nachgewiesen werden, dass z.B. bei Vorliegen eines bestimmten<br />

biologischen und psychosozialen Risikofaktors die resultierenden<br />

Delinquenzraten sich nicht einfach addieren, sondern deutlich höher ausfallen.

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