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Gewaltdelinquenz – Lange Freiheitsentziehung – Delinquenzverläufe

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<strong>Delinquenzverläufe</strong> nach Entlassung aus dem Jugendstrafvollzug 455<br />

legenheitstäter. Nach der Haftentlassung schätzten sich selbst 11 % der chronischen<br />

Intensivtäter als drogenabhängig ein, wobei die tatsächliche Rate der<br />

Drogensüchtigen vermutlich wesentlich höher sein dürfte. Feste Partnerschaften<br />

oder eine Familiengründung sind seltener als bei den Gelegenheitstätern<br />

zu beobachten. Es kann gemutmaßt werden, dass diesen Tätern von<br />

Kindheit an Bezugspersonen und enge Bindungen fehlten und sie entsprechend<br />

soziale Defizite aufweisen, die im Jugendstrafvollzug nur bedingt<br />

kompensiert werden können. Die Inhaftierung erscheint biographisch als eine<br />

Fortsetzung vorangegangener institutioneller Betreuungserfahrungen.<br />

Die Gruppe der altersbegrenzten Intensivtäter ist nur schwer von der zweiten<br />

Gruppe abzugrenzen. Hervorstechend ist, dass diese Personen häufig Gewalt<br />

und Misshandlung durch die Eltern erfahren haben (� 2 (2) = 6,5; p < .05).<br />

Vor der Erstinhaftierung bewegten sie sich vermehrt in kriminellen Gleichaltrigengruppen<br />

(� 2 (2) = 6,5; p < .05). Der Anteil an Personen, die bereits vor<br />

der Erstinhaftierung in psychiatrischer Behandlung (23,7 %; � 2 (2) = 0,0; p <<br />

.01) oder psychotherapeutischer Behandlung (28,8 %; � 2 (2) = 6,0; p = .05)<br />

waren, ist überproportional hoch. Insgesamt bleiben die Merkmale dieser<br />

Gruppe aber unscharf.<br />

6. Diskussion und Ausblick<br />

Nach der Entlassung aus dem Jugendstrafvollzug konnten Gruppen mit unterschiedlichen<br />

<strong>Delinquenzverläufe</strong>n identifiziert werden. Die drei vorgefundenen<br />

Gruppen unterscheiden sich hinsichtlich Rückfallhäufigkeit, Geschwindigkeit<br />

und Rückfallschwere, aber auch im Hinblick auf aufrechterhaltende<br />

und hemmende Bedingungen der Delinquenz.<br />

Vergleichbar mit den Befunden von Stelly und Thomas (2005) spielen personale<br />

Faktoren wie die kognitive Leistungsfähigkeit oder Persönlichkeitsmerkmale<br />

für die Vorhersage der <strong>Delinquenzverläufe</strong> keine bedeutende Rolle.<br />

Biologische Faktoren wurden im Rahmen der Studie nicht erfasst. Kindliche<br />

Gewalterfahrungen und psychische Auffälligkeiten treten überdurchschnittlich<br />

häufig bei den altersbegrenzten Intensivtätern auf, was darauf<br />

hindeutet, dass delinquentes Handeln bei diesen Tätern Ausdruck einer tiefergreifenden<br />

Störung der Persönlichkeit ist und eine intensive, längerfristige<br />

therapeutische Behandlung und Nachsorge erfordert. Gerade hier liegen aber<br />

auch die Grenzen des Jugendstrafvollzuges, dessen Behandlungskapazitäten<br />

immer noch viel zu knapp bemessen sind. Eine Rückfallrate von über 90 %

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