Gewaltdelinquenz – Lange Freiheitsentziehung – Delinquenzverläufe

44
Prozent
30,0
20,0
10,0
0,0
Neonatizid
Misshandlung
Vernachlässigung
Theresia Höynck
psych. Erkrankung
Mitnahmesuizid
gezielte Tötung
Abbildung 2: Unterscheidung nach Fallgruppen, alle Fälle
natürl. Tod/Unfall
Quantitativ dominieren die Fallgruppen Neonatizid und die Misshandlungstötung,
insbesondere die Gruppe Misshandlungstötungen vereinigt allerdings
sehr unterschiedliche Fallgestaltungen. Die anderen Kategorien enthalten jeweils
deutlich kleinere Fallzahlen. Entgegen dem aktuellen öffentlichen Eindruck
wurden nur sehr wenige Kinder Opfer von zum Tode führender Vernachlässigung,
es gab unter den von uns untersuchten Fällen keinen einzigen
Sexualmord oder tödlich endenden sexuellen Kindesmissbrauch. Im einstelligen
Prozentbereich bewegt sich der Anteil der Fälle, bei denen bei Abschluss
der polizeilichen Ermittlungen der Verdacht eines vorsätzlichen Tötungsdelikts
bestand, sich im Laufe des weiteren Verfahrens aber eindeutig
erwies, dass es sich um einen natürlichen Tod oder einen reinen Unfall handelte
(so dass allenfalls ein fahrlässiges Delikt in Frage kommt).
sonstige
6. Neonatizide: Einige zentrale Merkmale und
Fragestellungen
Die Frage nach den Merkmalen und Hintergründen von Neonatiziden ist im
Zusammenhang mit der aktuellen Debatte um anonyme Geburt und Babyklappen
viel diskutiert worden. Zentral war in diesem Zusammenhang eine
Stellungnahme 12 des Deutschen Ethikrates. In dieser Stellungnahme hat sich
12 Auf der Webseite des Deutschen Ethikrates finden sich neben der Stellungnahme
(http://www.ethikrat.org/dateien/pdf/stellungnahme-das-problem-der-anonymenkindesabgabe.pdf)
auch die sehr instruktiven Protokolle der im Vorfeld durchgeführten
Anhörung.