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Gewaltdelinquenz – Lange Freiheitsentziehung – Delinquenzverläufe

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Manuel Eisner<br />

richten, wenn die Programmentwickler selber an der Evaluation beteiligt<br />

sind, als wenn die Studien von unabhängigen Forschern stammen. Dieser<br />

Beitrag untersucht, ob diese Unterschiede aufgrund von Interessenkonflikten<br />

entstehen, die zu systematischen Verzerrungen der Forschungsresultate<br />

führen. Wie ein Überblick über die Befunde zeigt, können wir schwerwiegende<br />

Probleme in der Präventionsforschung im Moment nicht ausschließen.<br />

Auf der Grundlage eines theoretischen Modells, das zeigt, wie Interessenkonflikte<br />

Forschungsresultate beeinflussen können, schlägt der Beitrag<br />

mehrere Strategien vor, um das Ausmaß systematischer Verzerrungen<br />

aufgrund von Interessenkonflikten empirisch zu untersuchen. Er regt<br />

verbesserte Richtlinien für die Durchführung und Publikation zukünftiger<br />

experimenteller Studien an, plädiert aber auch für mehr Forschung über das<br />

Ausmaß systematisch verzerrter Resultate in der bestehenden Literatur.<br />

2. Einleitung<br />

Eine Welle vorsichtigen Optimismus prägte die kriminologische Präventionsforschung<br />

in den letzten drei Jahrzehnten. Die Zuversicht wuchs, dass<br />

man die Kriminalitätsprävention voranbringen kann, indem man sorgfältig<br />

gestaltete experimentelle oder quasi-experimentelle Studien mit einer systematischen<br />

Analyse der Fortschritte in der Grundlagenforschung kombiniert.<br />

So wurden während der letzten zehn Jahre zahlreiche systematische Überblicksstudien<br />

durchgeführt. Die meisten davon kommen zum ermutigenden<br />

Schluss, dass viele Formen universeller, selektiver und indizierter Prävention<br />

Kriminalität und antisoziales Verhalten wirksam reduzieren (Beelmann &<br />

Lösel, 2006; D. L. DuBois et al., 2002; Farrington & Welsh, 2003; Lipsey,<br />

1995; Lipsey & Cullen, 2007; Sherman et al., 2002; Wilson et al., 2003a;<br />

Wilson et al., 2003b).<br />

Allerdings wurden in den letzten Jahren auch Bedenken laut, ob die zwei<br />

mächtigsten Instrumente der evidenzbasierten Kriminologie <strong>–</strong> experimentelle<br />

Primärstudien und sekundäre Metaanalysen <strong>–</strong> unverzerrte Schätzungen der<br />

Wahrheit liefern (z.B. Gandhi et al., 2007; Gorman, 2005b; Littell, 2005;<br />

Petrosino & Soydan, 2005). Eine aktuelle Metaanalyse von Petrosino und<br />

Soydan (2005) veranschaulicht das Problem exemplarisch. Die Autoren fanden<br />

beeindruckende positive Effekte von Programmen zur Kriminalitätsprävention,<br />

die von den Programmentwicklern selbst evaluiert wurden (developers-as-evaluators),<br />

aber keinerlei Effekte in entsprechenden Studien, die unabhängige<br />

Forscher durchführten. Sie diskutieren zwei mögliche Erklärun-

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