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Gewaltdelinquenz – Lange Freiheitsentziehung – Delinquenzverläufe

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Manuel Eisner<br />

Wenn Menschen einem Interessenkonflikt unterliegen, neigen sie zu Sichtweisen,<br />

die ihre eigenen Interessen bevorzugen <strong>–</strong> auch wenn sie selbst<br />

glauben, fair und unparteiisch zu handeln (Dana & Loewenstein, 2003).<br />

Aufgrund der experimentellen Literatur kommen Moore et al. (2003) zu folgendem<br />

Schluss: „People process information in a biased, self-interested,<br />

fashion, and […] this bias is strong, automatic, and unconscious.“ Hinzu<br />

kommt, dass sich bei aufeinanderfolgenden Entscheidungen, die Tendenz<br />

zum Eigennutz durch die Konsistenz- oder Bestätigungstendenz (consistency<br />

or confirmation bias), verstärken kann. Damit bezeichnet man die Neigung<br />

von Menschen, Informationen so zu verarbeiten, dass sie zunehmend mit den<br />

vorhergehenden Schlussfolgerungen übereinstimmen.<br />

Forschung hat gezeigt, dass selbstdienliche Wahrnehmungsverzerrungen mit<br />

Interessenkonflikten zusammenhängen. Sie beeinflussen die Informationsverarbeitung<br />

von Ärzten, die Geschenke von Pharmafirmen erhalten (Dana<br />

& Loewenstein, 2003) oder von Revisoren, die dazu neigen Fakten zugunsten<br />

ihrer Kunden auszulegen (Moore et al., 2006). Sie könnten auch für die<br />

Loyalitäts- oder Erwartungseffekte (allegiance or experimenter expectancy<br />

effects) verantwortlich sein, die Luborski et al. (1999) feststellten. Ihre<br />

Metaanalyse zeigte, dass Versuche, welche die Wirksamkeit von zwei<br />

psychotherapeutischen Programmen verglichen, in der Regel bessere Effekte<br />

für das Programm fanden, das der Forscher bevorzugte.<br />

4.3 Ergebnisse: Wo können Verzerrungen auftreten?<br />

Unbewusste Wahrnehmungsverzerrungen und absichtliche Verfälschungen<br />

können den Entscheidungsprozess grundsätzlich in jeder Phase einer Evaluationsstudie<br />

beeinflussen. Zur Zeit wissen wir nur wenig darüber, welche<br />

Entscheidungen im Forschungsablauf besonders verzerrungsanfällig sind. Es<br />

gibt selbstverständlich einen beeindruckenden Bestand an Literatur, der die<br />

methodischen Bedingungen für valide kausale Schlüsse in Experimentalstudien<br />

festlegt (z.B. Farrington, 2003; Lösel & Koferl, 1989; Shadish et al.,<br />

2002) und als Anleitung dienen kann, wie man Verzerrungen vermeidet.<br />

Dennoch scheint es wertvoll, direkt aufzulisten, welche spezifischen Verhaltensweisen<br />

zu verzerrten Resultaten führen können. Eine Literaturübersicht<br />

von Resnik (2000) enthält einen nützlichen Überblick über Situationen, in<br />

denen Verzerrungen am häufigsten auftreten. Um besser zu verstehen,<br />

welche Verfahren zu verzerrten Evaluationsresultaten führen, machten Al-<br />

Marzouki et al. (2005b) eine Delphi-Studie mit 40 Experten für klinische

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