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Gewaltdelinquenz – Lange Freiheitsentziehung – Delinquenzverläufe

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Interessenkonflikte in der Evaluationsforschung 111<br />

nicht zu gefährden. Diese Art von Interessenkonflikt ist heute möglicherweise<br />

häufiger, weil Kriminologen vermehrt groß angelegte Feldexperimente<br />

evaluieren, die oft hohe Anfangsinvestitionen von staatlichen Stellen<br />

erfordern.<br />

Über den Umfang finanzieller Interessen, die bei Evaluationen kriminologischer<br />

Präventionsprogramme auf dem Spiel stehen, wissen wir nichts.<br />

Wahrscheinlich variiert die Bedeutung des Problems zwischen verschiedenen<br />

Präventionsbereichen. So dürften wenige Kriminologen direkte Interessen<br />

an abschreckungsorientierten Interventionen, wie Straferziehungslagern<br />

für Jugendliche haben, während sie mit grösserer Wahrscheinlichkeit persönlich<br />

in Behandlungsprogramme für Straftäter involviert sind (Lipsey &<br />

Cullen, 2007).<br />

In den letzten zwei Jahrzehnten dürften sich finanzielle Interessen vervielfacht<br />

haben, da Forscherteams zunehmend als „Quasi-Unternehmen“<br />

(Etzkowitz, 2003) funktionieren. Sie haben somit ein starkes Interesse, durch<br />

die Verbreitung und Evaluation ihrer Programme ein Einkommen zu<br />

generieren um ihre Forschungsaktivitäten aufrechtzuerhalten. In einigen<br />

Fällen reicht das Einkommen aus dem Verkauf von Programmen, Lizenzen<br />

und Produkten, um eine Organisation mit zwanzig und mehr Mitarbeitern zu<br />

unterhalten, die oft einem Universitätsinstitut angeschlossen ist. Zunehmend<br />

werden Präventions- und Interventionsprogramme international angelegt. In<br />

der Folge entstehen komplexe Netze von gegenseitigen Abhängigkeiten<br />

zwischen den ursprünglichen Entwicklern und den nationalen Lizenznehmern,<br />

die oft auch universitären Institutionen angehören.<br />

Schließlich hat die Flut von „Best Practice“-Listen, die seit den späten<br />

1990er Jahren entstehen, möglicherweise die Spannung zwischen unbeteiligter<br />

Evaluation und der Werbung für bestimmte Programme verschärft. Staatliche<br />

Stellen auf allen Ebenen benutzen diese Empfehlungslisten, um zu entscheiden,<br />

ob sie die Einführung eines spezifischen Programmes finanziell<br />

unterstützen. Dadurch entsteht ein starker Anreiz, auf diese Listen aufgenommen<br />

zu werden. Es bestehen kaum Zweifel, dass einige Forscher aktiv<br />

für die Aufnahme ihrer Produkte auf Empfehlungslisten lobbyieren.<br />

Ideologische Interessen: Die zweite Bedrohung für die Präventionsforschung<br />

sind laut Gorman (2006) ideologische Interessenkonflikte. Sie entstehen,<br />

wenn Forscher starke normative Überzeugungen über Kernfragen in<br />

ihrem Forschungsgebiet haben. MacCoun (2005) argumentiert, dass diese<br />

Art von Konflikt vermehrt auftaucht, wenn in einem Forschungsgebiet die

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