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Gewaltdelinquenz – Lange Freiheitsentziehung – Delinquenzverläufe

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Reiner Becker<br />

walt“ (AgAG) in den 1990er Jahren bis heute erprobt wurden. Allerdings<br />

stellt sich die Frage, wie der Prozess der zunehmenden Verfestigung rechtsextremer<br />

Einstellungen bei Jugendlichen unterbrochen und die zunehmende<br />

Integration in das organisierte Spektrum unterbunden werden kann. Jugendliche,<br />

mit einer noch diffus-emotionalen Einstellung und mit keiner oder nur<br />

geringer Einbindung in rechtsextreme Organisationsstrukturen können von<br />

Bezugspersonen wie Pädagoginnen und Pädagogen, Lehrerinnen und Lehrer<br />

oder Ausbilderinnen und Ausbilder mit ihren Angeboten für ein „gelingendes<br />

Leben“ angesprochen und ggf. erreicht werden. Eine rote Linie, welche<br />

die Möglichkeiten solcherlei Ansprachen begrenzt, ist jedoch dann überschritten,<br />

wenn sich Einstellungen verfestigt haben und die Integration in die<br />

rechtsextreme Szene vollzogen wurde (vgl. Becker 2006). Jedoch haben<br />

auch rechte Jugendliche den Anspruch, von Erwachsenen zu erfahren, welche<br />

Beteiligungs- und Anerkennungsangebote eine demokratisch pluralistische<br />

Gesellschaft ihnen persönlich und konkret macht. Und das bedeutet,<br />

dass der erste Schritt in der Auseinandersetzung mit dem jugendlichen<br />

Rechtsextremismus nicht nur darin besteht, sich „gegen“ Rechtsextremismus<br />

auszusprechen, sondern vielmehr selbstkritisch zu überprüfen, ob die eigenen<br />

Anerkennungsangebote noch stimmen.<br />

Literatur<br />

Baacke, D. (2007): Jugend und Jugendkulturen. Darstellung und Deutung. 5. Aufl. München,<br />

Weinheim: Juventa.<br />

Becker, R. (2008): Ein normales Familienleben. Interaktion und Kommunikation zwischen<br />

rechten Jugendlichen und ihren Eltern. Schwalbach/Ts.: Wochenschau Verlag.<br />

Becker, R. (2006): Der "Feinschliff". Persönliche Beziehungsnetzwerke und ihre Bedeutung<br />

in der Verfestigung rechtsextremistischer Orientierungen.In: neue praxis. Zeitschrift für<br />

Sozialarbeit, Sozialpädagogik und Sozialpolitik. Heft 3/2006, S.285-307.<br />

Bundesamt für Verfassungsschutz (2009): Verfassungsschutzbericht 2008. Köln.<br />

Butterwegge, C. (2000): Ambivalenzen der politischen Kultur, intermediäre Institutionen<br />

und Rechtsextremismus. In: Schubarth, W./Stöss, R. (Hrsg.): Rechtsextremismus in der<br />

Bundesrepublik Deutschland. Eine Bilanz. Bonn: Bundeszentrale für politische Bildung.<br />

S. 292-313.<br />

Decker, O. /Brähler, E. (2006): Vom Rand zur Mitte. Rechtsextreme Einstellungen und ihre<br />

Einflussfaktoren in Deutschland. Berlin: Friedrich-Ebert-Stiftung.<br />

Elverich, G./Glaser, M./Schlimbach, T. (2010): Rechtsextreme Musik. Ihre Funktionen für<br />

jugendliche Hörer/innen und Antworten der pädagogischen Praxis. Halle: Deutsches Jugendinstitut,<br />

Arbeits- und Forschungsstelle Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit.<br />

Glaser, S./Pfeiffer, T. (Hrsg.) (2007): Erlebniswelt Rechtsextremismus. Menschenverachtung<br />

mit Unterhaltungswert. Schwalbach/Ts.: Wochenschau Verlag.

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