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Gewaltdelinquenz – Lange Freiheitsentziehung – Delinquenzverläufe

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34<br />

Theresia Höynck<br />

2. Tötungsdelikte an Kindern im Spiegel der Polizeilichen<br />

Kriminalstatistik<br />

Zu Tötungsdelikten an Kindern (wie anderen Opfergruppen auch) sind in<br />

Deutschland nicht einmal Grunddaten zu den ins strafjustizielle Hellfeld 2 gelangten<br />

Fällen systematisch erfasst. Dies überrascht angesichts der Schwere<br />

der Taten wie auch des hohen Stellenwerts, den dieser Kriminalitätsbereich<br />

in kriminalpolitischen Diskursen, im öffentlichen Bewusstsein und in der<br />

medialen Aufbereitung von Kriminalität einnimmt. Opfer einzelner Deliktsgruppen<br />

werden in der PKS nur in sehr grober Altersdifferenzierung erfasst<br />

(0 bis unter 6, 6 bis unter 14, 14 bis unter 18 Jahre). Die vorliegenden amtlichen<br />

Daten der deutschen Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) erlauben<br />

daher zu den interessierenden Fragestellungen kaum ergiebige Auswertungen.<br />

Die Aggregatdaten der PKS lassen ferner <strong>–</strong> da Daten für individuelle<br />

Fälle nicht verfügbar sind <strong>–</strong> Verknüpfungen von Merkmalen (über die wenigen<br />

in der PKS publizierten hinaus) nicht zu, so dass auf dieser Basis z.B.<br />

keine Aussagen darüber möglich sind, ob und wie sich Opfer-Tatverdächtigen-Konstellationen<br />

je nach Alter der Opfer unterscheiden. Die in Frage<br />

kommenden Straftatbestände lassen die interessierenden Fallgruppen nicht<br />

erkennen. Das gilt insbesondere nach Abschaffung des § 217 StGB im Jahr<br />

1998, der immerhin eine gesonderte Erfassung der Gruppe der durch die<br />

Mutter getöteten unehelichen Neugeborenen erlaubte.<br />

Eine weitere gewichtige Einschränkung der Aussagekraft der PKS ergibt<br />

sich daraus, dass es sich um eine reine Verdachtsstatistik handelt. Aus verschiedensten<br />

Gründen kann sich ein zum Abschluss der polizeilichen Ermittlungen<br />

bestehender Tatverdacht als nicht haltbar erweisen und zu einer Einstellung<br />

des Verfahrens oder einem Freispruch führen. Auch die Feststellung<br />

der Schuldunfähigkeit führt zu diesem Ergebnis. Wenn es zu einer Verurteilung<br />

kommt, entspricht die gerichtliche Bewertung der Tat dem polizeilichen<br />

Tatverdacht häufig nicht voll. Die Zahl der wegen vollendeten vorsätzlichen<br />

Tötungsdelikten an Kindern unter 6 Jahren Verurteilten liegt u.a. aus diesen<br />

Gründen deutlich unter der Zahl der entsprechenden in der PKS registrierten<br />

Opfer. Der „Schwund“ von der PKS zur Verurteiltenstatistik auch und gerade<br />

bei Tötungsdelikten ist nicht ungewöhnlich und bekannt. 3 Die verfügbaren<br />

amtlichen Daten erlauben es aber nicht, die entsprechenden Daten nach<br />

2 Zur Dunkelfeldproblematik bei Tötungsdelikten an Kindern s. Höynck/Görgen 2006<br />

m.w.N.<br />

3 Kreuzer 2002.

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