Gewaltdelinquenz – Lange Freiheitsentziehung – Delinquenzverläufe

Zur variablen Rationalität jugendlicher
Gewalttäter
Klassifikation und Erklärung von Gewalthandeln
Daniela Pollich
Gliederung
1. Einleitung
2. Datengrundlage
3. Dimensionen der Klassifikation und
methodisches Vorgehen
1. Einleitung
4. Ergebnisse der Klassifikation
5. Theoretischer Erklärungsansatz und
empirische Überprüfung
6. Zusammenfassung
Das Phänomen besonders aktiver Täter, die uneinheitlich als Mehrfachtäter,
Intensivtäter, persistente Täter u.v.m. bezeichnet werden, ist ein Dauerthema
der Kriminologie. Neben dem � eng mit den unterschiedlichen Bezeichnungen
verbundenen � Problem der sehr uneinheitlichen Definitionen und Klassifikationen
fehlt es oftmals an einem theoretischen Hinterfragen derartiger
Einteilungen. Unterschiede zu weniger schweren Tätergruppen werden oftmals
nicht explizit beleuchtet; insbesondere wird nur selten versucht, den
postulierten qualitativen Unterschied dieser besonders auffälligen Tätergruppe
im Vergleich zu minder aktiven Tätern theoriegeleitet zu erklären. Der
vorliegende Artikel unternimmt deshalb eine Klassifikation von Tätern zum
Zwecke einer nachfolgenden Erklärung, weshalb Täter mehreren Klassen
verschiedener Tatintensitäten zugeordnet werden können. 1 Die Zugehörigkeit
zu einer Täterklasse soll daher im Folgenden anhand eines theoretischen
Bezugsrahmens kausal begründet werden.
Zunächst wird im vorliegenden Beitrag die Datengrundlage vorgestellt. Im
Anschluss wird erörtert, auf welchen theoretischen Vorentscheidungen die
unternommene Klassifikation von intensiven Tätern beruht und wie sie me-
1 Der vorliegende Beitrag basiert auf den Ergebnissen einer umfassenderen Dissertationsschrift,
vgl. Pollich. D.: Problembelastung und Gewalt. Eine soziologische Analyse des
Handelns jugendlicher Intensivtäter, Münster 2010.