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Gewaltdelinquenz – Lange Freiheitsentziehung – Delinquenzverläufe

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Zur variablen Rationalität jugendlicher Gewalttäter 63<br />

handelt es sich bei den Intensivtätern zum überwiegenden Teil um Jungen; 27<br />

dabei nimmt der Jungenanteil mit steigendem Alter der Befragten zwischen<br />

2003 und 2006 etwas zu. Zusammenhänge mit dem Bildungsniveau der<br />

Befragten selbst und ihrer Eltern sind in allen analysierten Jahren äußerst<br />

schwach ausgeprägt: Nur Kinder der bildungsschwächsten Elternhäuser finden<br />

sich anteilig etwas häufiger in der Intensivtäter-Gruppe. Ein bemerkenswerter<br />

Befund besteht weiterhin darin, dass Zusammenhänge zwischen der<br />

Zugehörigkeit zu einer der Tätergruppen und dem ethnischen Hintergrund<br />

völlig fehlen. Dieser Befund deckt sich weitgehend mit bereits berichteten<br />

Ergebnissen zum Duisburger Datenmaterial der Studie Kriminalität in der<br />

modernen Stadt; 28 bei der Analyse der Münsteraner Daten selbiger Studie<br />

zeigen sich durchaus Unterschiede zwischen deutschen und nicht-deutschen<br />

Jugendlichen. 29<br />

Insgesamt zeigt sich also, dass die Ergebnisse der vorgenommenen Täterklassifikation<br />

in wesentlichen Punkten mit den in der Literatur berichteten<br />

Beobachtungen im Kontext anderweitiger Klassifikationen übereinstimmen.<br />

Dennoch muss angemerkt werden, dass das gewählte, stark datenbasierte<br />

Klassifikationsverfahren zwar einerseits deterministische und damit willkürliche<br />

Festlegungen umgehen kann, dass jedoch andererseits keine allgemein<br />

gültigen Vorschläge einer Täterklassifikation daraus abgeleitet werden können,<br />

da Ergebnisse stets sehr stark von der zugrunde liegenden Stichprobe<br />

abhängen. Die Übereinstimmung der Ergebnisse der hier vorgenommenen<br />

Klassifikation mit den Resultaten einer ähnlich oder gleich durchgeführten<br />

probabilistischen Klassifikation auf Basis einer anderen Stichprobe kann also<br />

beispielsweise hinsichtlich der resultierenden Klassenzahl, der durchschnittlich<br />

begangenen Deliktshäufigkeit innerhalb der Klassen oder der inhaltlichen<br />

Implikationen der Klassen nicht gewährleistet werden.<br />

27 Traulsen, M.: Häufig auffällige Jugendliche. DVJJ<strong>–</strong>Journal, 1999, 165 (3), 311<strong>–</strong>315;<br />

Loeber, R.: Schwere und gewalttätige Jugendkriminalität. Umfang, Ursachen und Interventionen<br />

<strong>–</strong> Eine Zusammenfassung. In Nachbarn lernen voneinander. Modelle gegen<br />

Jugenddelinquenz in den Niederlanden und in Deutschland, München 2002, S. 139<strong>–</strong>147;<br />

Steffen, W.: Mehrfach- und Intensivtäter: Aktuelle Erkenntnisse und Strategien aus dem<br />

Blickwinkel der Polizei. ZJJ - Zeitschrift für Jugendkriminalrecht und Jugendhilfe, 2003,<br />

14 (2), S. 152<strong>–</strong>158.<br />

28 Boers, K., Walburg, C. & Reinecke, J.: Jugendkriminalität <strong>–</strong> Keine Zunahme im Dunkelfeld,<br />

kaum Unterschiede zwischen Einheimischen und Migranten. Monatsschrift für Kriminologie<br />

und Strafrechtsreform, 2006, 89 (2), S. 63<strong>–</strong>87.<br />

29 Walburg, C.: Migration und selbstberichtete Delinquenz. In: K. Boers & J. Reinecke<br />

(Hrsg.), Delinquenz im Jugendalter. Erkenntnisse einer Münsteraner Längsschnittstudie.<br />

Münster 2007, S. 241<strong>–</strong>268.

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