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Gewaltdelinquenz – Lange Freiheitsentziehung – Delinquenzverläufe

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Matthias Rau<br />

Menschen wird dauerhaft in der Bundesrepublik bleiben. Größere Aufmerksamkeit<br />

erfährt diese Gruppe mit Migrationshintergrund häufig dann, wenn<br />

in den Medien die Auswirkungen einer gescheiterten Integration zur Diskussion<br />

gestellt werden. Ein Bereich mit besonderer Bedeutung ist dabei die<br />

strafrechtliche Auffälligkeit von jungen Migranten, welche als Indikator einer<br />

gescheiterten Integration herangezogen wird. In diesem Diskurs findet<br />

sich häufig ebenfalls der wissenschaftliche Erklärungsbedarf hinsichtlich der<br />

überproportionalen Inhaftierungszahlen zu Ungunsten der Migranten, gemessen<br />

an ihren Anteilen in der Bevölkerung. 4<br />

An beide empirischen Befunde knüpft das Forschungsprojekt an, versäumt<br />

es aber zugleich nicht, sich entwicklungskriminologisch prospektiv zu orientieren<br />

und zu untersuchen, aus welchen Konstellationen heraus eine Änderung<br />

im Verhalten möglich geworden ist. Die gewählte Forschungsfrage ist<br />

somit höchst praxisrelevant und lässt sich pointiert wie folgt formulieren:<br />

Welchen Einfluss haben soziale Netzwerke auf Prozesse der Exklusion und<br />

Inklusion bei (ehemaligen) Strafgefangenen mit Migrationshintergrund im<br />

Verhältnis zu weiteren Einflussfaktoren?<br />

Die Ziele des Projekts lassen sich vorläufig wie folgt umreißen:<br />

• Es soll eine entwicklungskriminologische Beurteilung der vorgefundenen<br />

Biographien stattfinden und eine Typologie der erfolgreichen sowie nicht<br />

erfolgreichen Verläufe erstellt werden.<br />

• Die Ergebnisse sollen (ggf. mit praktischen Empfehlungen) an die Kriminalpolitik,<br />

die Integrationspolitik und die Institutionen der Strafrechtspflege<br />

weitergegeben werden.<br />

4 Nach Angaben der Strafvollzugsstatistik betrug der Anteil der Nichtdeutschen an den<br />

Strafgefangenen und Sicherungsverwahrten am 31.3.2008 21,8 % (eigene Berechnung <strong>–</strong><br />

Statistisches Bundesamt.: Strafvollzug - Demographische und kriminologische Merkmale<br />

der Strafgefangenen zum Stichtag 31.3.2008. - Fachserie 10 Reihe 4.1. - 2009, S. 14f.)<br />

Für eine weitere Beurteilung müssen allerdings sowohl die begrenzte Aussagekraft der<br />

amtlichen Statistik aufgrund von Verzerrungsfaktoren als auch die Ursachen berücksichtigt<br />

werden (vgl. hierzu Bock, M.: Kriminologie. 3.Auflage. München 2007, § 19 Rn.<br />

883-890 und Rn. 894; Göppinger-Münster: § 23 Die Erfassung von Kriminalität. In:<br />

Bock, M. (Hrsg.) Hans Göppinger. Kriminologie. 6.Auflage. München 2008, § 23 Rn.<br />

53; Schwind, H.-D.: Kriminologie. Eine praxisorientierte Einführung mit Beispielen.<br />

18.Auflage. Heidelberg 2008, § 2 Rn. 10-13 und § 23 Rn. 39; Walter, J.: Überrepräsentation<br />

von Minderheiten im Jugendstrafvollzug. In: Strafverteidigervereinigungen, Organisationsbüro<br />

(Hrsg.) Wieviel Sicherheit braucht die Freiheit? 1.Auflage. 30. Strafverteidigertag<br />

2006. Berlin 2007, S. 187-217).

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