09.12.2012 Aufrufe

Gewaltdelinquenz – Lange Freiheitsentziehung – Delinquenzverläufe

Gewaltdelinquenz – Lange Freiheitsentziehung – Delinquenzverläufe

Gewaltdelinquenz – Lange Freiheitsentziehung – Delinquenzverläufe

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

250<br />

Kirstin Drenkhahn<br />

Die eigentliche Behandlung wird im Abschnitt über Maßnahmen gegen die<br />

schädlichen Auswirkungen langen Freiheitsentzugs in Nr. 24 gefordert: Geeignete<br />

Beratung, Hilfe und Unterstützung sollen angeboten werden, damit<br />

die Gefangenen sich mit ihrer Straftat und dem Unrecht, dass sie dem Opfer<br />

zugefügt haben, auseinandersetzen und Schuldgefühle bewältigen, das Suizidrisiko<br />

verringert wird und die schädlichen Auswirkungen des langen<br />

Freiheitsentzug in Form von Institutionalisierung, Passivität, Verlust des<br />

Selbstwertgefühls und Depression abgemildert werden. In einem Abschnitt<br />

über besondere Gefangenengruppen wird darüber hinaus u.a. auf das Erfordernis<br />

frühzeitiger Diagnose und Behandlung psychischer Störungen<br />

(Nr. 27) hingewiesen sowie die Berücksichtigung besonderer Bedürfnisse<br />

unheilbar kranker Gefangener (Nr. 29) und solcher Gefangener, die eine lebenslange<br />

Freiheitsstrafe ohne reguläre Entlassungsmöglichkeit verbüßen<br />

(Nr. 31), angemahnt.<br />

3. Vergleichende Untersuchung von Lebensbedingungen<br />

im Langstrafenvollzug in Europa<br />

Vor diesem Hintergrund untersucht der Lehrstuhl für Kriminologie der Universität<br />

Greifswald gemeinsam mit Partnern aus Belgien, Dänemark, England,<br />

Finnland, Frankreich, Kroatien, Litauen, Polen, Schweden und Spanien<br />

seit 2007 im Projekt Langstrafenvollzug und die Frage der Menschenrechte<br />

in Staaten der Europäischen Union die Lebensbedingungen von männlichen<br />

Langzeitgefangenen. Wesentlicher Bestandteil des Vorhabens ist eine empirische<br />

Untersuchung in Strafanstalten in den beteiligten Ländern. Dazu wurden<br />

in typischen Langstrafanstalten Gefangene und die Anstaltsleitungen<br />

schriftlich befragt. Die sehr ausführlichen Fragebögen bestehen aus Fragen<br />

zu Unterbringung, Vollzugsplanung, Gesundheit und Krankheit, Ausbildung<br />

und Arbeit, Freizeit, Straftäterbehandlung, Religion, Kontakten mit der Außenwelt<br />

und Entlassungsvorbereitungen. Der Fragebogen für Gefangene enthält<br />

zudem zwei psychiatrische Selbsteinschätzungsbögen zu psychischen<br />

Auffälligkeiten und zur Posttraumatischen Belastungsstörung sowie Fragen<br />

zur Person, zu Kontakten in der Anstalt, dem Umgang mit Problemen und<br />

zur Sicherheit. Der Fragebogen für die Anstaltsleitungen beinhaltet Abschnitte<br />

zur allgemeinen Anstaltsorganisation, zu Privilegien, Informierung<br />

von Gefangenen und Beschwerden, Mitwirkung, zum Personal und zu In-<br />

J., Wormith, J. S.: The Recent Past and Near Future of Risk and/or Need Assessment,<br />

Crime & Delinquency 2006, 7-27; sowie Lösel in diesem Band.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!