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Gewaltdelinquenz – Lange Freiheitsentziehung – Delinquenzverläufe

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Tötungsdelikte an Kindern 47<br />

ist, sie diese aber verleugnen. 19 Auch die Verleugnung der Schwangerschaft<br />

tritt in sehr unterschiedlichen Formen auf. Während einige Schwangere elaborierte<br />

„Geschichten“ entwickeln und mit zum Teil erheblichem Aufwand<br />

inszenieren, besteht bei anderen das Verleugnen in einem einfachen oder<br />

auch vehementen Verneinen entsprechender Nachfragen. Nach den bisher<br />

ausgewerteten Akten ist es eher die Ausnahme, dass niemand im Verlauf der<br />

Schwangerschaft einen entsprechenden Verdacht hatte. Meist wird angegeben,<br />

dass die Mütter, oft auch mehrmals und eindringlich, auf die Schwangerschaft<br />

angesprochen wurden. Für Schwangerschaftsverdrängungen werden<br />

Mechanismen in der Art einer kollektiven Verdrängung beschrieben, die<br />

auch das Umfeld der Schwangeren betreffen. 20 Es erscheint durchaus plausibel,<br />

dass in den hier untersuchten Fällen ähnliche Mechanismen zum Tragen<br />

kommen.<br />

Dafür, dass Verdrängung und Verleugnung ineinander übergehen, spricht<br />

auch, dass in fast allen aufgeklärten Fällen keinerlei Vorbereitungen für die<br />

Geburt getroffen wurden und die Mütter von der beginnenden Geburt „überrascht“<br />

wurden. Dazu passt, dass bei den „typischen“ Neonatiziden die Planlosigkeit<br />

oftmals auch darin sichtbar wird, dass keine oder sehr wenig Erfolg<br />

versprechende Bemühungen gemacht werden, die Tat zu verdecken. Zwar<br />

finden sich unter den bisher auswertbaren Fällen auch solche mit aufwändigen<br />

Spurenbeseitigungen, sehr häufig unternehmen die Täterinnen jedoch<br />

keine Bemühungen, die Tat zu verdecken oder wählen sehr „schlechte“ Verstecke<br />

für die Leichen, z.B. im Schrank des eigenen Schlafzimmers. Es<br />

scheint in diesen Fällen - einschließlich der eher seltenen, in denen die Leichen<br />

über längere Zeit erfolgreich im Haus der Täterin versteckt werden -<br />

nicht so, dass es ihnen darum geht, die toten Kinder in der Nähe zu haben.<br />

Eher stellen sich die fehlenden oder offenbar wenig durchdachten Verdeckungsbemühungen<br />

als eine Fortsetzung der Verdrängung bzw. Verleugnung<br />

dar.<br />

Interessant unter dem Gesichtspunkt der Prävention von Neonatiziden ist die<br />

Frage, was die Fälle verdrängter bzw. verleugneter Schwangerschaften, bei<br />

denen sich die Frauen zum Zeitpunkt der Geburt Hilfe holen bzw. in ein<br />

Krankenhaus begeben, von denjenigen unterscheidet, die allein entbinden.<br />

Eine aktuelle qualitative Studie, in der 14 Frauen, die nach negierter<br />

19 Schlotz [u.a.] 2009 unterscheiden zwischen nicht wahrgenommener, verleugneter und ignorierter<br />

Schwangerschaft.<br />

20 Wessel/Endrikat/Gauruder-Burmester/Kästner 2003, Friedman/Heneghan/Rosenthal<br />

2007.

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