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Gewaltdelinquenz – Lange Freiheitsentziehung – Delinquenzverläufe

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Schlag auf Schlag? 19<br />

In neueren Studien rücken die persönlichen Dispositionen des Täters in das<br />

Blickfeld. Sei es, dass persönlichkeitsabhängige Verhaltensroutinen 9 oder<br />

entwicklungsoffene biopsychosoziale Anlagenfaktoren 10 untersucht werden.<br />

Neben eher soziologischen Erklärungsmodellen gewinnen die psychologischen<br />

und neurologischen an Bedeutung, wenn auch noch verhalten.<br />

Diverse, auch interaktionale Modelle konnten nicht umfassend den Zusammenhang<br />

zwischen Gewaltneigung und sozialen Faktoren erklären. Als bedeutungsvoll<br />

erwies sich dabei jedoch immer die Gewalterfahrung im familiären<br />

Kontext. Dabei bedarf die Aufhellung des Bedingungsgefüges noch<br />

weiterer Untersuchungen.<br />

Ireland/Smith/Thornberry 11 sind der Frage nachgegangen, ob entwicklungsbedingte<br />

Änderungen in den Bewältigungsstrategien einen Einfluss darauf<br />

haben können, wie Kinder und Jugendliche mit Gewalterfahrung umgehen,<br />

inwieweit die eigene Gewalttätigkeit hiervon bedingt sein könnte. Sie fanden<br />

heraus, dass Gewalterfahrung in der Kindheit (bis zum 11. Lebensjahr) nicht<br />

das Risiko von <strong>Gewaltdelinquenz</strong> erhöht, anders als Erfahrungen, die während<br />

der Adoleszenz bzw. über mehrere Alters- und damit Entwicklungsstufen<br />

hinweg gemacht werden.<br />

In der Entwicklungspsychologie gilt es als erwiesen, dass Bewältigungsstrategien<br />

sowohl altersabhängig wie auch geschlechtsspezifisch sind. Die Art<br />

der Stressoren ist dagegen weniger von Bedeutung für die Wahl der Bewältigungsstrategie.<br />

12 In Abhängigkeit vom Alter zeigt sich, dass ausweichende,<br />

freizeitorientierte Verhaltensweisen in der Adoleszenz 13 abnehmen, wohingegen<br />

fehlangepasste wie Grübeln und Aggression ansteigen. 14 Darüber hi-<br />

9 Siehe bspw. die Längsschnittstudie CrimoC (http://www.uni-bielefeld.de/soz/krimstadt)<br />

in Deutschland oder die Peterborough Adolescent Development Study (PADS) aus<br />

Großbritannien (http://www.scopic.ac.uk/StudiesPADS.html).<br />

10 Lösel, F., Bender, D.: Antisoziales Verhalten von Kindern und Jugendlichen, Psycho:<br />

Zeitschrift für Praxis und Klinik, 23/1997, S. 321-329.<br />

11 Ireland, T. O., Smith, C., Thornberry, T. P.: Developmental issues in the impact of child<br />

maltreatment on later delinquency and drug use, Criminology, 2/2002, S. 359-399.<br />

12 Siehe bspw. Hampel, P., Petermann, F.: Age and gender effects on coping in children<br />

and adolescents, Journal of Youth and Adolescence, 2/2005, S. 73-83.<br />

13 Kindheit: 0-10 Jahre, frühe Adoleszenz: 11-14 Jahre, mittlere Adoleszenz: 15-17 Jahre,<br />

späte Adoleszenz: 18-21 Jahre.<br />

14 Hampel, P., Petermann, F.: Age and gender effects on coping in children and adolescents,<br />

Journal of Youth and Adolescence, 2/2005, S. 73-83; Causey, D. L., Dubow, E.<br />

F.: Development of self-report measure for elementary school children, Journal of Clinical<br />

Child Psychology 21/1992, S. 47-59; Donaldson, D., Prinstein, M., Danovsky, M.,

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